Nicht nur der Job weg Mann aus Sylt-Video spricht über die Folgen
05.12.2024, 00:22 Uhr Artikel anhören
Das Sylter Promi-Lokal "Pony" war Kulisse eines Rassismus-Skandals im Sommer.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Sylt-Video geht im Frühsommer durch die Bundesrepublik: Es zeigt, wie eine Gruppe beim Feiern in einem Promi-Lokal rassistische Zeilen grölt. Der "Stern" spricht nun mit einem der Männer, der in dem Video zwar zu sehen ist, aber nicht mitgesungen hat. Sein Leben hat sich komplett verändert.
Einer der Männer aus dem sogenannten Sylt-Video, das rassistische Gesänge in einer Sylter Prominenten-Bar zeigte und bundesweit für Empörung sorgte, spricht im "Stern" nun erstmals über die Folgen dieses Abends für sein Leben. Sein Job sei ihm gekündigt worden und er habe Lehraufträge an drei Hochschulen abgegeben, sagte er. Zudem habe er in den vergangenen Monaten sieben Kilogramm abgenommen. Sein Anwalt Norman Buse nennt seinen Mandanten einen Mann, der "zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war und an den Medienpranger gestellt wurde".
Das Video entstand am Pfingstwochenende dieses Jahres. Es zeigte eine Menschengruppe im Sylter Promi-Lokal "Pony". Einige sangen zur Melodie von Gigi D'Agostinos "L'amour toujours" die Zeile "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus". Ein Mann zeigte eine Geste, die einen Hitlergruß mindestens imitierte. Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich zu dem Vorfall und nannte die Parolen "eklig".
Der Mann, der sich nun im "Stern" äußert, stimmte in die rassistischen Gesänge nicht ein, wie inzwischen das Landgericht Hamburg festgestellt hat. Er stand in unmittelbarer Nähe der Beteiligten - und kannte sie. Dem Magazin sagte er: "Ich war geschockt. In so was bin ich noch nie reingeraten. Mir sind brüllende Horden immer unangenehm. Ich bin ein verträglicher Mensch. In der Situation war ich vollkommen überfordert und habe es ignoriert."
Nachdem das Video im Internet aufgetaucht war, dauerte es nicht lange, bis Nutzer den Mann identifizierten. Auf dem Instagram-Profil seines Arbeitgebers, einer großen deutschen Firma, sammelten sich wütende Kommentare. Darunter auch Forderungen nach einer "fristlosen Kündigung". Tatsächlich wurde dem Mann wenige Tage später gekündigt. Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht läuft noch.
Quelle: ntv.de, ses