Innovatives Lernhaus-System Berliner Grundschule erhält Deutschen Schulpreis
30.09.2025, 15:37 Uhr Artikel anhören
Die Schule kann das Preisgeld von 100.000 Euro in die weitere Umsetzung ihrer Konzepte stecken.
(Foto: dpa)
Per "Level-Up-System" schrittweise zu mehr Freiheit und Selbstständigkeit: Die Berliner Maria-Leo-Grundschule zeigt nach Ansicht der Jury des Deutschen Schulpreises, wie es auch gehen kann. Weg vom althergebrachten Frontalunterricht, hin zu eigenständigem und individuellem Lernen in offenen Lernräumen.
Die Maria-Leo-Grundschule in Berlin ist mit dem diesjährigen Deutschen Schulpreis ausgezeichnet worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte den mit 100.000 Euro dotierten Hauptpreis. Fünf weitere Preise in Höhe von je 30.000 Euro erhielten eine Grundschule in Hamburg, eine evangelische Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen, eine Grundschule in Sachsen, eine Gemeinschaftsschule in Thüringen und die Deutsche Internationale Schule in der georgischen Hauptstadt Tiflis.
Die Maria-Leo-Grundschule im Bezirk Prenzlauer Berg überzeugte die Jury mit einem innovativen Konzept. Laut Begründung lernen die 385 Schülerinnen und Schüler in einer Umgebung, die Selbstverantwortung und individuelle Förderung in den Mittelpunkt stellt. Das Schulgebäude folge dem Lernhaus-Prinzip: Jede Etage des Schulgebäudes biete eigenständige Lernräume mit multiprofessionellen Teams, welche die Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse begleiten. "Die Lernateliers öffnen früh, Kinder beginnen im eigenen Tempo, arbeiten an differenzierten Aufgaben und holen sich gezielt Input in Fachräumen." Verantwortung übernähmen Kinder nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Gemeinschaft als Kinderhausmeister, in selbst organisierter Spielausleihe oder im Schülerparlament.

"Unsere Schule ist wie ein Dorf" - auch wenn die Maria-Leo-Grundschule von außen sehr normal aussieht, stecken viele innovative Ideen drin.
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Auf der Webseite der Schule heißt es: "Unsere Schule ist ein Dorf - ein Ort des Lernens, der Vielfalt und der Begegnung. In diesem Dorf gibt es Häuser, Plätze und Wege, die den unterschiedlichen Bedürfnissen und Talenten der Kinder gerecht werden." Ein sogenanntes Level-Up-System ermöglicht es den Kindern, schrittweise mehr Freiheit zu erlangen. Was 2018 als Zweigstelle einer anderen Grundschule begonnen habe, sei heute "ein Vorzeigemodell für zeitgemäße Schulentwicklung", hieß es zur Begründung. "Die Schule zeigt eindrucksvoll, dass guter Unterricht vor allem durch engagierte Teams und ein durchdachtes Konzept entsteht", erklärte Jurysprecher Thorsten Bohl.
Steinmeier: Zukunft von Kindern noch immer abhängig von Herkunft
In diesem Jahr wurde erstmals ein Themenpreis für Demokratiebildung verliehen. Drei Schulen wurden dabei mit jeweils 30.000 Euro ausgezeichnet. Alle weiteren nicht ausgezeichneten Schulen erhielten Anerkennungspreise von jeweils 5000 Euro.
Der Deutsche Schulpreis wird jährlich von der Robert-Bosch-Stiftung und der Heidehof-Stiftung vergeben. Mehr als hundert Schulen bewarben sich dieses Jahr. Insgesamt 15 Schulen waren für den Preis nominiert. Darunter waren je drei aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sowie jeweils eine aus Niedersachsen, Brandenburg, dem Saarland, Sachsen-Anhalt, Berlin, Thüringen, Sachsen und Hamburg sowie die Deutsche Internationale Schule Tbilissi.
Steinmeier kritisierte in seiner Rede bei der Verleihung, dass soziale Herkunft noch immer mit über den Bildungserfolg entscheide. "Immer noch hängt die Zukunft eines Kinds in unserem Land viel zu sehr davon ab, in welchem Stadtviertel es aufgewachsen ist", sagte er. Es müsse noch mehr getan werden, damit jedes Kind von Anfang an die Unterstützung bekomme, die es für eine gerechte Bildungschance benötigt.
Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa