
Legs after Daido, Tokyo, 2016
(Foto: Meg Hewitt, courtesy Anne Clergue Galerie)
Die Ausstellung "Tokyo is yours" der australischen Fotografin Meg Hewitt zeigt Bilder einer Künstlerin, die mit ihren Werken versucht, die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 und das danach fragile Land einzuordnen.
Meg Hewitt, geboren 1973 in Sydney, liebt Japan. Die Australierin studierte Bildhauerei, Malerei und Medien. Seit 2010 widmet sie sich der Fotografie. 2011 dann die Nuklearkatastrophe von Fukushima, die beinahe zur kompletten Evakuierung von Tokio führte - Tokio, eine Stadt mit mehr als 13 Millionen Einwohnern. Die Fotografin fand ihre Inspirationen zwar vor allem in Mangas und Filmen, es wurde dann aber doch mehr das Leben in den Straßen der Mega-City, das sie interessiert.
In den Straßen Tokios hat sie auch den Titel für die Ausstellung gefunden, mit der sie bis zum 27. Januar 2024 in Berlin zu sehen ist: "Tokyo is yours" stammt von einem Graffiti, das auf die Mauern der Stadt geschrieben wurde. In Hewitts Fall könnte es auch heißen: "Tokyo is mine".
Die Details
Als am 11. März 2011 um 14.46 Uhr Ortszeit ein Seebeben in Japan einen folgenschweren Tsunami auslöste, verloren über 22.000 Menschen ihr Leben. An die 500.000 Personen mussten in den darauffolgenden Tagen evakuiert werden. Die hohen Wellen beschädigten das an der Küste errichtete Kernkraftwerk und es entstanden Folgeschäden, die in drei Blöcken Kernschmelzen auslösten. Große Mengen (rund ein Fünftel der radioaktiven Emissionen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986) an radioaktivem Material wurden freigesetzt.
Bis zu 150.000 Einwohner mussten das Gebiet vorübergehend oder dauerhaft verlassen. Die Katastrophe führte in vielen Ländern dazu, dass über Kernenergiepolitik wieder neu und anders nachgedacht wurde.
Zurück nach Asien: Meg Hewitt reiste zwischen 2015 und 2017 siebenmal nach Japan. Täglich lief sie zwölf Stunden lang durch die Stadt, spazierte durch Parks, Nachtbars und den Tierpark, reiste nach Fukushima oder besuchte die Uferpromenade. Die Szenen, die sie dabei festgehalten hat, haben filmische Qualitäten.
Hewitt fängt die kleinen Details ein, die spontan ihre Aufmerksamkeit erregen, und verewigt die Menschen, denen sie begegnet. Die Tatsache, dass sie kein Japanisch spricht oder liest, keine Konversation verstand, gab ihr ein Gefühl völliger Freiheit und Kreativität. Die Menschen, denen sie begegnete und die Szenen, die sie erlebte, kann man als Symbole verstehen, sie gleichen Metaphern.
Mit Blitz und Witz
Der Fotograf Daido Moriyama, dessen Werk Meg Hewitt als Inspirationsquelle ansieht, beschreibt ihre Fotografien gar als "gefährlich". Denn mit ihren Fotos erforscht Meg Hewitt den Raum zwischen den Dingen, Erinnerungen, zwischenmenschlichen Beziehungen und Angst. Oft fotografiert sie nachts mit Blitzlicht, wodurch sie ihr Motiv vom Kontext isoliert.
Die Verwendung von Silberfilm betont die Kontraste der Schwarztöne beim Entwickeln der Filme. Das verleiht den Bildern eine besondere Ästhetik, bei manchen entsteht sogar das Gefühl eines psychologischen Drucks.
"Tokyo is yours" ist eine Schwarz-Weiß-Serie, die zwischen 2015 und 2017 entstanden ist. Der Zyklus zeigt Hewitts tiefe Reflexion über Japan und über dessen Unsicherheit und Zerbrechlichkeit nach der Katastrophe in Fukushima. Ihr 68 Fotografien umfassendes Buch ist ein fulminanter Beweis für die starke Anziehungskraft, die das Absurde auf Hewitt ausübt.
"Chaussee 36 Photo Foundation", Chausseestraße 36, Eintritt frei
Quelle: ntv.de