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"Nur die Spitze des Eisbergs"Mehr Behandlungsfehler erkannt

25.06.2020, 15:07 Uhr
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Die meisten Fehler wurden 2019 der Orthopädie und Unfallchirurgie vorgeworfen. (Foto: picture alliance / Felix Kästle/)

In deutschen Krankenhäusern werden in jedem Jahr 20 Millionen Behandlungen durchgeführt. Nicht alle verlaufen fehlerfrei. So gibt es 2019 Tausende Beschwerden von Patienten bei der gesetzlichen Krankenkasse. Doch nur ein Bruchteil davon erweist sich als begründet.

Die Prüfer der gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr mehr als 3600 Behandlungsfehler nachgewiesen. Das waren etwas mehr als im Jahr davor, wie der Medizinische Dienst des Kassenspitzenverbands (MDS) in Berlin berichtete. Die Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer an vermeidbaren Schäden durch Behandlungsfehler aus. "Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs", erklärte der stellvertretende MDS-Geschäftsführer Stefan Gronemeyer.

Insgesamt erhielten die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr mehr Patientenbeschwerden über mögliche Behandlungsfehler. Die Gutachter des Medizinischen Diensts der deutschen Krankenversicherer (MDK) prüften demnach 14.553 solcher Vorwürfe, das waren rund 400 mehr als 2018. In knapp jedem vierten Fall - das waren 3688 - bestätigten die MDK-Gutachter den Verdacht. In jedem fünften Fall - das waren 2953 - bestätigte sich, dass der Fehler den erlittenen Schaden verursachte. Das ist wichtig für die Betroffenen, denn nur dann bestehen Chancen auf Schadensersatz.

Wie in den Vorjahren betrafen die meisten Fehlervorwürfe mit 32,1 Prozent die Orthopädie und Unfallchirurgie, 11,1 Prozent die innere Medizin und Allgemeinmedizin, 9,4 Prozent die Allgemeinchirurgie und jeweils etwas mehr als acht Prozent die Zahnmedizin und die Frauenheilkunde. Die Häufung von Vorwürfen sagt dem MDK zufolge aber nichts über die tatsächliche Fehlerquote in den Fachbereichen aus. Vielmehr könnten Patienten in diesen Bereichen mögliche Fehler besser erkennen.

Wenn Versicherte Fehler vermuten, können sie sich bei Gutachtern und Schlichtern der Ärzte und bei den Kassen melden, die dann Gutachten in Auftrag geben. Insgesamt gibt es jährlich 20 Millionen Behandlungen in Kliniken und eine Milliarde Arztkontakte in Praxen.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa

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