Panorama

"Das Wasser ist überall"Mehrere Tote bei Unwettern in Frankreich

15.10.2018, 16:16 Uhr
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In Villegailhenc wurde eine Brücke über den Fluss Trapel durch einen Sturzbach zerstört. (Foto: picture alliance/dpa)

Endloser Regen und heftige Überschwemmungen suchen Frankreich heim. Mindestens 11 Menschen kommen ums Leben. Die Pegel steigen meterhoch, die Wassermassen verwüsten Straßen und Häuser. Und es werden weitere Überflutungen befürchtet.

Bei heftigen Unwettern mit Überschwemmungen in Südwestfrankreich sind nach Angaben der Behörden am Montag mindestens 11 Menschen ums Leben gekommen. Acht Menschen seien verletzt worden, teilte die zuständige Präfektur am Abend mit. Eine Person werde vermisst. Zwischenzeitlich hatte die Behörde von 13 Todesopfern gesprochen.

Starke Regenfälle in der Nacht zu Montag hatten die Überschwemmungen im Département Aude ausgelöst. Laut der örtlichen Präfektur wurden vier Kommunen evakuiert. In dem Département gilt seit dem Morgen die "Alarmstufe rot". Mehr als 3300 Haushalte waren am Abend ohne Strom.

In den Gemeinden rund um den Hauptort Carcassonne hinterließen die Wassermassen eine Spur der Verwüstung. In dem Dorf Villardonnel schoss das Hochwasser nach Angaben des Präfekten Alain Thirion durch ein Kloster und riss eine alte Nonne mit sich. Die Frau sei dabei ums Leben gekommen.

Feuerwehr über 250 Mal im Einsatz

Bilder aus der Region zeigen zerstörte Straßen und von den Wassermassen mitgerissene Autos. Die Rettungskräfte waren in der Nacht im Dauereinsatz. Die Feuerwehr musste mehr als 250 Mal ausrücken. Die Regierung entsandte 600 Feuerwehrleute und Hubschrauber in die Region. Sie sollen insbesondere die Rettungseinsätze entlang des Flusses Aude unterstützen, der nach dem Starkregen massiv über die Ufer getreten war.

Nach Angaben des Hochwasser-Informationsdiensts Vigicrues hatte das Hochwasser im Tal des Flusses zuletzt 1891 eine solche Höhe erreicht. Rund tausend Menschen wurden aus der Gegend um die Ortschaft Pezens in Sicherheit gebracht. Die Behörden fürchteten, dass ein nahe gelegener Damm den Wassermassen nachgeben könnte.

In Carcassonne waren innerhalb von fünf Stunden zwischen 160 und 180 Millimeter Niederschlag gefallen. In der Stadt Trèbes in der Nähe von Carcassonne stieg der Pegel der Aude innerhalb von fünf Stunden um acht Meter, wie die Behörden mitteilten. Eine Anwohnerin sagte dem Sender BFMTV, wenn sie aus dem Fenster schaue, sehe sie nichts als Wasser. Am frühen Morgen habe sie beobachtet, wie Menschen durch die Wassermassen auf der Straße vor ihrem Haus geschwommen seien.

Regierungschef Philippe ist vor Ort

Unter den Einwohnern des besonders von den Überschwemmungen betroffenen Ortes Villegailhenc herrschte Verzweiflung. "Das Wasser steht in unserem Haus, das Wasser ist überall. Alles ist überschwemmt, überall im Dorf", sagte Hélène Ségura. Eine Brücke sei eingestürzt, überall seien Feuerwehrleute im Einsatz.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach den Menschen in den Flutgebieten seine Anteilnahme aus. Frankreichs Regierungschef Edouard Philippe reiste in die Region, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Im benachbarten Département Hérault gingen derweil bis zum Mittag starke Regenfälle nieder. Sie sorgten ebenfalls für Überschwemmungen.

Das Unwetter war die Folge des Zusammenstoßes einer Front warmer und feuchter Luft aus dem Mittelmeer mit kälterer Luft aus dem französischen Zentralmassiv. Überschwemmungen trafen die gesamte Region zwischen den östlichen Pyrenäen und dem weiter nordöstlich gelegenen Département Aveyron.

Quelle: cam/AFP/dpa

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