Panorama

Mehr als 200 Tote Mexiko nach Erdbeben im Ausnahmezustand

Mexiko-Stadt: Im Umkreis eines eingestürzten Gebäudes suchen Helfer nach Überlebenden.

Mexiko-Stadt: Im Umkreis eines eingestürzten Gebäudes suchen Helfer nach Überlebenden.

(Foto: dpa)

Nach dem zweiten schweren Erdbeben in Mexiko innerhalb von knapp zwei Wochen suchen Rettungsarbeiter verzweifelt nach Überlebenden. Etliche Gebäude sind eingestürzt und haben Menschen unter sich begraben. Die Zahl der Todesopfer steigt stündlich.

Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen ist Mexiko von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht worden. Die Zahl der Todesopfer ist auf über 200 gestiegen. Nach Angaben von Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong kamen mindestens 226 Menschen ums Leben. Der nationale Zivilschutzkoordinator sprach dagegen von 217 Toten im gesamten Land; darunter 86 in Mexiko-Stadt, 71 im Bundesstaat Morelos und 43 in Puebla. Rund weitere 700 Menschen sind verletzt, 400 davon schwer.

Unter den Opfern sind auch mindestens 21 Kinder und eine Lehrerin, die beim Einsturz einer Schule in Mexiko-Stadt getötet wurden. Rettungskräfte hatten mit Schaufeln und Händen versucht, Überlebende aus den Trümmern der Schule "Enrique Rebsamen" im Stadtviertel Coapa zu bergen. In einem Gebäude befand sich auch ein Kindergarten.

Mit der Stärke 7,1 erschütterte der Erdstoß am Dienstag das Zentrum des Landes rund um die Hauptstadt Mexiko-Stadt. Wegen der vielen eingestürzten Gebäude wird noch mit weiter steigenden Opferzahlen gerechnet, hieß es. Das Beben hatte sich rund 120 Kilometer Luftlinie südöstlich von Mexiko-Stadt bei Axochiapan im Bundesstaat Morelos ereignet.

In Mexiko-Stadt mit seinen 20 Millionen Einwohnern spielten sich chaotische Szenen ab: Ampeln fielen aus, der Verkehr kam zum Stillstand, Sirenen heulten, Menschen schrien und rannten zwischen den Autos herum, Rettungsfahrzeuge versuchten, sich einen Weg zu bahnen. Insgesamt seien mindestens 50 Gebäude in der Hauptstadt eingestürzt. Zudem gebe es viele beschädigte Häuser.

Staatspräsident Enrique Peña Nieto kündigte in einer Ansprache rasche Hilfsmaßnahmen an, im Vordergrund stehe die medizinische Versorgung und die Bergung von Verschütteten. "Ich habe angeordnet, dass Stromgeneratoren installiert werden, damit die ganze Nacht über der Bevölkerung geholfen werden kann." Zeitweise waren 3,8 Millionen Menschen ohne Strom. Peña Nieto betonte, dass die Streitkräfte bei der Suche nach Verschütteten mithelfen würden. "Vielleicht können wir noch Personen unter den Trümmern finden."

Auch eine Klinik wurde zerstört

In den Trümmern einer zerstörten Klinik bildeten Rettungskräfte und Anwohner eine Menschenkette, um Trümmer zu räumen und mögliche Überlebende zu retten. Auf dem Bürgersteig warteten Patienten auf Liegen oder in Rollstühlen. Der Flughafen von Mexiko-Stadt und die Universität sowie sämtliche Schulen in den Bundesstaaten Mexiko und Puebla wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Im Bundesstaat Puebla mussten zwei Gefängnisse evakuiert werden. Die Gefangenen sollen in eine Einrichtung rund 150 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt verlegt werden. Inmitten des Erdbeben-Chaos musste dafür ein streng gesicherter Konvoi organisiert werden.

Auf das schwere Erdbeben folgten mehrere Nachbeben. Wie das nationale Seismologische Institut mitteilte, wurden unter anderem im südöstlich von Mexiko-Stadt liegenden Bundesstaat Oaxaca mehrere Nachbeben gemessen. Betroffen war auch die Küstenregion vor der Stadt Salina Cruz, das schwerste Nachbeben hatte demnach die Stärke 4,9. Bei einem Beben im Landesinneren nahe der Stadt Loma Bonita gab das Institut eine Stärke von 4,0 an.

Der tragische 19. September

Das Beben ereignete sich auf den Tag genau 32 Jahre nach der Erdbebenkatastrophe von 1985, bei der in Mexikos Hauptstadt mehr als 10.000 Menschen getötet worden waren. Seither hatten die Behörden die Bauvorschriften verschärft, um die Gebäude stabiler zu machen. Zudem entwickelten sie einen Notfallplan für den Ernstfall. Erst am Dienstagmorgen, wenige Stunden vor dem neuerlichen Beben, hatte eine Übung für den Katastrophenfall stattgefunden.

Einwohner reagierten geschockt. "Ich kann nicht aufhören zu weinen, es ist der gleiche Albtraum wie 1985", sagte die 52-jährige Georgina Sanchéz, die sich ins Freie geflüchtet hatte, der Nachrichtenagentur AFP. "Es war ziemlich stark, die Gebäude haben gewackelt", berichtete der 43-jährige Alfredo Aguilar. "Die Leute sind losgerannt."

Erst vor knapp zwei Wochen waren bei einem starken Beben im Süden des Landes mindestens 90 Menschen ums Leben gekommen. Der Erdstoß der Stärke 8,2 war der heftigste in Mexiko seit 100 Jahren.

Quelle: ntv.de, asc/dpa/AFP

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