Panorama

Mindestens 230 Todesopfer Mexikos Retter kämpfen gegen die Zeit

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Nach dem schweren Erdbeben in Mexiko schwindet die Hoffnung der Rettungskräfte, in den Trümmern der eingestürzten Häuser noch Überlebende zu finden. Doch die Solidarität unter den Menschen ist groß. Tausende Freiwillige helfen, die Trümmerberge abzutragen.

Nach dem schweren Erdbeben in Mexiko ist die Zahl der Todesopfer auf 230 gestiegen. Verzweifelt suchen die Retter in den Trümmerbergen weiter nach Überlebenden. Wie der Leiter des Zivilschutzes, Luis Felipe Puente, mitteilte, starben allein 100 Menschen in der Metropole Mexiko-Stadt. Hier stürzten knapp 50 teils sehr hohe Gebäude ein und begruben Menschen unter sich. In der Hauptstadt beteiligen sich Tausende Freiwillige am Abtragen der Schuttberge und versorgen obdachlos gewordene Menschen mit Wasser und Essen.

Die Katastrophe hatte sich genau am Jahrestag des verheerenden Erdbebens vom 19. September 1985 ereignet. Damals starben nach Schätzungen knapp 10.000 Menschen. Das aktuelle Beben hatte eine Stärke von 7,1 - das Zentrum lag rund 130 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt bei Axochiapan. Neben der Hauptstadt waren besonders die Bundesstaaten Morelos und Puebla betroffen.

In Atzala im Bundesstaat Puebla stürzte eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert ein. Wie lokale Medien berichteten, begann um 13 Uhr eine Taufe, als um 13.14 Uhr die Erde zu beben begann und das Kirchendach einstürzte. Auch das Mädchen, das getauft werden sollte, wurde erschlagen von den Dachtrümmern, der Priester und ein Messdiener konnten noch flüchten. Elf Menschen wurden hier getötet.

Verzweifelte Suche nach Zwölfjähriger

Überall in den betroffenen Städten und Gemeinden, auch außerhalb der Metropolregion, bildeten sich Menschenketten, um die Schuttteile weiterzureichen und so die Trümmer wegzuschaffen. Mit erhobenen Händen baten die Retter um Stille, um mögliche Klopfgeräusche hören zu können. Vor den Ruinen eines eingestürzten Gebäudes in Mexiko-Stadt stand eine Frau mit einem Megafon und rief ihrem dort verschütteten Bruder immer wieder aufmunternde Botschaften zu.

"Die Kraft, die Entschlossenheit und die Solidarität der Mexikaner gegenüber diesem Desaster werden uns gestärkt daraus hervorgehen lassen", lobte Staatspräsident Enrique Peña Nieto das gemeinsame Anpacken. Dramatisch verlief die Rettungsaktion nach dem Einsturz der Schule "Enrique Rébsamen" in Mexiko-Stadt. Hier wurden 21 Kinder und vier Erwachsene getötet - auch über 30 Stunden nach dem Beben arbeiteten die Retter daran, eine dort vermutete 12-Jährige lebend zu bergen.

Überleben bis zu drei Tage möglich

Nach Angaben von Rettungskräften können Menschen bis zu drei Tage nach solch einer Katastrophe überleben. "Das ist abhängig von der Witterung und der Trümmerstruktur, von den Hohlräumen, in denen sich die noch Lebenden befinden", sagt Daniela Lesmann, Leiterin der Rettungsorganisation I.S.A.R. "Ohne zu essen kann man einige Tage überleben. Ohne Wasser wird es nach 72 Stunden, je nach Witterung, sehr schwierig." Für 14 Millionen Schüler fällt vorerst der Unterricht aus, um die Schulgebäude auf Schäden zu untersuchen.

Zahlreiche Länder, darunter auch Deutschland, schickten Helfer nach Mexiko. Das Land ist eines der erdbebengefährdetsten der Welt. Es liegt am Pazifischen Feuerring - eine Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans. Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Immer wieder kommt es zu starken tektonischen Verwerfungen. Viele der nun in der Hauptstadt Mexikos beschädigten oder eingestürzten Gebäude wurden vor dem Erdbeben 1985 gebaut und entsprachen nicht den später eingeführten strengeren Baunormen.

Quelle: ntv.de, jug/dpa

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