Insgesamt weniger als erwartet Millionen Versicherte widersprechen elektronischer Patientenakte
19.04.2025, 10:30 Uhr Artikel anhören
Mit der ePA sollen Ärzte ein besseres Gesamtbild ihrer Patienten bekommen, und Geld soll sie auch sparen.
(Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp)
Ab der kommenden Woche kann die elektronische Patientenakte deutschlandweit für alle 73 Millionen gesetzlich Versicherten genutzt werden. Doch längst nicht alle wollen, dass Diagnosen, Arztbriefe oder eingenommene Medikamente digital gespeichert sind. Die Einspruchsquote ist beachtlich.
Die Zahl der Widersprüche gegen die Einrichtung einer elektronischen Patientenakte (ePA) ist in den vergangenen Wochen leicht gestiegen. Dies ergab eine Abfrage des "Spiegel" beim Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. Laut dem Dachverband liegt die Widerspruchsquote demnach nun bei durchschnittlich "gut fünf Prozent".
Die Quoten sind für einzelne gesetzliche Krankenkassen unterschiedlich, wie Anfragen bei den Versicherungen ergaben. Deutschlands größte Kasse, die Techniker Krankenkasse (TK), hat nach wie vor einen vergleichsweise hohen Anteil an Versicherten, die keine ePA wollen. Die Quote liegt bei sieben Prozent - bei insgesamt mehr als zwölf Millionen Versicherten in der TK wären das etwa 840.000 Personen, die widersprochen haben. Allerdings habe man "in den letzten Wochen keine starken Anstiege oder Schwankungen" wahrgenommen, heißt es von der Unternehmenszentrale in Hamburg.
Bei der Barmer sind es rund 480.000 Versicherte, die bislang widersprochen haben - die Quote liegt damit bei 5,6 Prozent. Bei der DAK-Gesundheit haben etwas mehr als vier Prozent widersprochen; bei der KKH Kaufmännische Krankenkasse waren es rund 7,5 Prozent. Die Widerspruchsquote gegen eine ePA-Anlage betragen bei der IKK classic derzeit sogar neun Prozent.
Bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) ist das Bild gemischt: Während bei der AOK Plus die Ablehnungsquote laut AOK-Bundesverband bei über sieben Prozent liegt, wollen bei der kleinen AOK Bremen nur knapp zwei Prozent keinen elektronischen Patientendatenspeicher. Über alle Ortskrankenkassen hinweg haben bisher 1.037.426 Versicherte widersprochen - etwas mehr als vier Prozent. Der Datenstand des AOK-Bundesverbands ist allerdings einen Monat alt. Die Bundesregierung hatte mit einer weit höheren Ablehnung gerechnet. So ging man dort ursprünglich von rund 20 Prozent aus.
Verunsicherung nach Hackerangriff
In der elektronischen Patientenakte werden Diagnosen, Arztbriefe, verordnete Medikamente und sonstige Gesundheitsdaten digital erfasst. Nach einer Testphase in drei Modellregionen soll sie nun ab dem 29. April deutschlandweit für alle 73 Millionen gesetzlich Versicherten genutzt werden können. Verpflichtend ist die Nutzung im Gesundheitssystem aber erst ab dem 1. Oktober. Ein Widerspruch gegen die Nutzung ist möglich. Der Chaos Computer Club hatte vor der Mitte Januar begonnenen Testphase in drei Modellregionen auf Sicherheitslücken verwiesen. Demnach könnten Hacker auf verschiedenen Wegen auf Patientendaten zugreifen.
Der amtierende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach versicherte in der zu Ende gehenden Woche, die Gefahr eines unbefugten Zugriffs auf Daten von Patientinnen und Patienten sei gebannt. Es seien inzwischen zusammen mit Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt worden, so der SPD-Politiker. Sie verhinderten einen "Massenangriff auf die ePA". Es sei technisch nicht mehr möglich, "dass man viele Daten von den Versicherten sieht".
Quelle: ntv.de, sba