Keine Kontrolle, kein Schutz Missbrauchsbeauftragte Claus: Snapchat ist "Eldorado für Täter"
12.09.2025, 09:48 Uhr Artikel anhören
Cybergrooming ist Alltag im Netz, auch bei Snapchat.
(Foto: IMAGO/Rüdiger Wölk)
Kinder und Jugendliche lieben Snapchat und das Spiel mit Filtern und Nachrichten. Doch RTL-Recherchen zeigen, dass sich auf der App auch zahlreiche Pädokriminelle tummeln. Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung sieht darin ein systemisches Versagen auf Kosten der Kinder.
Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, hat den Betreibern der App Snapchat vorgeworfen, den Kinder- und Jugendschutz bewusst und absichtsvoll zu missachten. Es sei vollkommen klar, dass das Alter der Nutzer nicht kontrolliert werde. "Und genauso wird nicht kontrolliert, wie offensichtlich Täter unterwegs sind." Das mache Snapchat zu einem "Eldorado für Täter".
Claus reagierte damit auf RTL-Recherchen, in denen gezeigt wurde, wie schnell Kinder und Jugendliche auf Snapchat Opfer von pädosexuellen Tätern werden können. "Es ist verheerend, weil hier die Verantwortungsübernahme des Anbieters nicht greift, weil keine Risikoanalyse durchgeführt wird, weil nicht sichergestellt wird, dass solche Täter sich nicht sehr explizit auf dieser Plattform tummeln", sagte Claus RTL/ntv.
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Snapchat gewichte an dieser Stelle die Nutzerzahl und den Reiz, für alle spannend zu sein, höher, weil das bedeutet Umsatz, das bedeutet Gewinn." Claus beklagte, dass es bei Snapchat "kein niedrigschwelliges Meldesystem" gebe. "Es gibt aber auch keine Sicherung von Beweismitteln."
Hohe Zahl minderjähriger Nutzer
Die Plattform ist damit populär geworden, dass ihre Nutzerinnen und Nutzer Bilder und Videos verschicken können, die nach wenigen Sekunden wieder verschwinden. Dabei kann man sein Gesicht mit Filtern verzieren, mit Clownsmasken oder verrückten Frisuren. Das macht Snapchat besonders attraktiv für Kinder. Unter den insgesamt mehr als 900 Millionen aktiven Nutzern ist ein beträchtlicher Teil minderjährig.
Die Missbrauchsbeauftragte beklagt, dass sich Kinder und Jugendliche durch das Cyber-Grooming, also das Anbahnen sexueller Übergriffe im Internet, als sexuell ausbeutbar erleben. "Grenzen werden systematisch verschoben." Gleichzeitig gäben sich Kinder die Schuld für Übergriffe, "weil sie Dinge ja vermeintlich freiwillig getan haben". Man sehe, wie massiv der Druck (ist), der auf Minderjährige ausgeübt wird, wie strategisch Täter vorgehen.
Am Ende bleiben die Kinder und die Jugendlichen häufig mit der Scham, mit dem Versagen, allein. "Und die Täter gehen zum nächsten Kind oder Jugendlichen, das sie ausbeuten wollen."
Quelle: ntv.de, sba