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Verdächtiger kommt nicht in Haft Mobbing war Auslöser für Amoklauf in Finnland

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Viele Menschen drückten ihre Trauer aus, in der Schule in Vantaa fand bereits wieder Unterricht statt.

Viele Menschen drückten ihre Trauer aus, in der Schule in Vantaa fand bereits wieder Unterricht statt.

(Foto: picture alliance/dpa/Lehtikuva)

Die Bestürzung im finnischen Vantaa nach dem Amoklauf an einer Schule ist noch immer groß. Die Ermittlungen laufen und fördern das Motiv des Verdächtigen zutage. Mobbing durch Mitschüler treibt den Zwölfjährigen demnach zu seiner Tat. Mit einer Bestrafung muss er wohl nicht rechnen.

Mobbing soll der Grund für die Schüsse in einer finnischen Grundschule gewesen sein, bei denen ein zwölfjähriger Junge gestoben ist. Bei einer Befragung habe der mutmaßliche ebenfalls zwölfjährige Täter angegeben, dass er an der Schule in der Stadt Vantaa gemobbt worden sei, teilte die finnische Polizei bei einer Pressekonferenz mit. Bei seiner Befragung habe der Junge konkret gesagt, "dass er das Opfer von Mobbing war, und diese Angabe wurde auch durch die vorläufigen Ermittlungen bestätigt", erklärte die Polizei. Demnach war der Verdächtige zu Beginn dieses Jahres in die sechste Klasse an die Schule gewechselt, die auch die drei Opfer besuchten.

Am Dienstagmorgen fielen Schüsse in der Grundschule. Die Polizei nahm kurz darauf den Sechstklässler mit einer Schusswaffe, bei der es sich um einen Revolver handeln soll, in der Nähe des Schulgeländes fest. Ein zwölfjähriges Kind erlag noch am Tatort seinen Verletzungen, zwei weitere zwölfjährige Schülerinnen liegen mit lebensbedrohlichen Verletzungen im Krankenhaus. Laut dem finnischen Fernsehsender MTV Uutiset hatte der Schütze während seines Amoklaufs eine Maske und einen Helm mit Störschallunterdrückung getragen.

Die Festnahme verlief nach Angaben der Polizei reibungslos. Der Vorfall werde als Mord und zweifacher Mordversuch eingestuft. Der Verdächtige soll die Tat bei der ersten Vernehmung gestanden haben. Die verwendete Waffe gehörte einem nahen Verwandten des Jungen, so die Polizei. Zudem erklärte die Polizei, dass der Junge auch andere Schüler bedroht habe, nachdem er nach der Schießerei aus der Schule geflohen sei. Da der Beschuldigte jünger als 15 Jahre ist, kann er aber nicht strafrechtlich belangt werden und kommt nicht in Haft. Er soll von den sozialen Diensten in Obhut genommen werden, wie die Polizei ankündigte.

Als Reaktion auf den Vorfall wurden in Finnland die Flaggen auf halbmast gesetzt. Während eines nationalen Trauertags wurde der Opfer der Gewalttat gedacht. Die betroffene Grundschule befindet sich im Stadtteil Viertola und hat rund 800 Schüler, die auf zwei Standorte verteilt sind. Vantaa im Süden Finnlands ist mit mehr als 200.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt des Landes.

Amoklauf wird altersgerecht besprochen

Am Mittwoch fand in der Viertola-Schule den halben Tag Unterricht statt, wie Vantaas Vize-Bürgermeisterin Katri Kalske sagte. Die Stadtverwaltung richtete demnach eine psychologische Beratungsstelle ein. Der Amoklauf werde außerdem mit den Schülern aller Schulen der Stadt in einer "altersgerechten" Art und Weise besprochen, sagte Kalske. Auch die Kirche bot Betroffenen seelsorgerische Unterstützung an.

Der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo kündigte ebenfalls Unterstützung an. "In den kommenden Tagen müssen wir für die Kinder und Jugendlichen da sein, ihnen Worte des Trostes sagen und ihnen zeigen, dass wir uns um sie sorgen", erklärte er. Es sei normal, wenn Kinder nun Angst hätten und "Fragen stellen" wollten. "Es ist wichtig, dass wir zu Hause über diesen Vorfall sprechen", mahnte Orpo.

Laut dem finnischen Innenministerium gibt es in Finnland über 1,5 Millionen registrierte Schusswaffen und etwa 430.000 berechtigte Besitzer. Sowohl die Jagd als auch der Waffenbesitz haben in Finnland eine lange Tradition. Nach Schüssen an finnischen Schulen in den Jahren 2007 und 2008, bei denen insgesamt 20 Menschen ums Leben kamen, verschärfte das Land seine Waffengesetze: Das Mindestalter für den Waffenbesitz wurde angehoben und der Polizei wurden mehr Befugnisse übertragen zur Kontrolle von Personen, die einen Waffenschein beantragen.

Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP

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