Er spricht junge Mädchen auf der Straße an und verspricht ihnen eine Modelkarriere - um sie dann zu erniedrigen und sexuell auszubeuten. Sieben Jahre lang geht ein Pariser Modelagent nach dieser Masche vor und soll dafür nun lange ins Gefängnis. Seine Anwälte sprechen von einer "exzessiven Strafe".

Ein früherer Modelagent ist wegen Vergewaltigung und sexueller Übergriffe auf mehr als ein Dutzend junger Mädchen in Paris zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Der 43-jährige Johan M. habe bei diesen Taten die Autorität missbraucht, die ihm seine Funktion verliehen habe, befand das Gericht. Die Richter belegten M. zudem mit einer Reihe von Auflagen und verboten ihm, in der Zukunft in der Modewelt tätig zu sein.

M. soll den Mädchen zunächst eine drastische Diät verordnet haben. Darauf folgten Erniedrigungen und Mobbing und schließlich sexuelle Übergriffe. Er zwang seine Opfer etwa zu Massagen mit einer Schlankheitscreme, die ihm als Vorwand für sexuelle Berührungen diente. Die Mädchen beschuldigte er, für die Modewelt zu "verklemmt" zu sein.

Vor Gericht gab M. an, dass es nur zu einvernehmlichen sexuellen Kontakten gekommen sei, nie habe es Zwang gegeben. Das sahen die Betroffenen anders. "Endlich!", rief nach der Urteilsverkündung am Gericht eine der etwa 15 Frauen, sie war zum Tatzeitpunkt minderjährig. Zu den Taten war es in den Jahren zwischen 2007 und 2014 gekommen. Ab 2016 saß der frühere Modelagent bereits vier Jahre in Sicherungsverwahrung. "Ich bin mir des Schadens bewusst, den ich angerichtet habe. Ich habe nichts weiter hinzuzufügen", hatte M. gesagt, bevor sich die Richter zu Beratungen zurückzogen.

Geködert, isoliert und gedemütigt

Sein Vorgehen war stets dasselbe gewesen: Der in der Modewelt bekannte Modelagent sprach Mädchen auf der Straße oder anderen öffentlichen Plätzen, etwa am Ausgang ihrer Schule, an. Er versprach ihnen eine Karriere und gab an, sie zu diesem Zwecke auszubilden. Die teils erst 14-jährigen Mädchen wurden von ihren familiären Beziehungen abgeschnitten und befanden sich schnell "unter seinem Einfluss", wie die Opfer es im Zeugenstand beschrieben. "Die Last der Scham und der Schuld hat wirklich die Seiten gewechselt", sagte Méhana Mouhou, der Anwalt von sechs als Nebenklägerinnen auftretenden Mädchen nach dem Urteil. "Das ist ein unglaubliches lehrreiches Zeichen für den Schutz aller jungen Mädchen in Frankreich, die von Mode und dem Modeldasein träumen."

M.s Anwälte sprachen von einer "exzessiven Strafe", die mehr von Emotionen als vom Recht motiviert sei. Der Verurteilte hat zehn Tage Zeit, um Berufung einzulegen.