Panorama

"Aus kolonialen Kontexten"Museen geben Überreste an Hawaii zurück

07.02.2022, 18:21 Uhr
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Das Museum für Vor- und Frühgeschichte ist eines von fünf Museen, die Relikte an Hawaii zurückgeben. (Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Schöning)

Tausende menschliche Knochen und Schädel aus fast allen Teilen der Welt liegen in deutschen Museen und Universitäten. "Ihre Rückgabe muss Priorität haben", sagt Kulturstaatsministerin Roth. Mehrere Einrichtungen geben nun Relikte aus Hawaii an ihr Herkunftsland zurück.

Aus mehreren Museen und Universitäten in Deutschland und Österreich werden diese Woche menschliche Überreste an den US-Bundesstaat Hawaii übergeben. Die Schädel und Knochen stammen aus Sammlungen des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin, des Übersee-Museums in Bremen, der Universitäten in Göttingen und Jena sowie des Naturhistorischen Museums in Wien. In Bremen ist an diesem Dienstag eine feierliche Zeremonie zur Übergabe von acht menschlichen Schädeln vorgesehen.

Hawaii hatte 2019 um die Rückgabe der Schädel gebeten. Am Freitag ist in Berlin nach Angaben der Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Übergabe der Überreste von 32 Menschen an die Delegation des Office of Hawaiian Affairs geplant. Zwischendurch sind Stationen in Göttingen und Jena vorgesehen, anschließend soll es eine Übergabe in Wien geben. "Wir erkennen die Qualen unserer Vorfahren an und übernehmen die Verantwortung für ihr Wohlergehen (und damit auch für unser eigenes), indem wir sie zur Umbettung nach Hause überführen", wurde Delegationsleiter Edward Halealoha Ayau in einer Mitteilung zitiert.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth sagte laut Mitteilung: "Menschliche Überreste aus kolonialen Kontexten haben in unseren Museen und Universitäten nichts zu suchen, ihre Rückgabe muss Priorität haben". Die Kolonialgeschichte habe viele Wunden hinterlassen. "Wir müssen unseren Beitrag dazu leisten, dass diese Wunden geschlossen werden können - durch Rückgaben, durch eine konsequente Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit unserer kolonialen Vergangenheit und durch einen stärkeren internationalen Kulturaustausch."

Stiftungspräsident Hermann Parzinger kündigte an, für weitere Rückgaben die komplette 2011 von der Charité übernommene Sammlung zu erforschen. Bei Hawaii sei dieses Ziel bereits erreicht und eine gute Lösung gefunden worden.

Allein die historischen anthropologischen Sammlungen in Berlin umfassen rund 7700 menschliche Überreste aus nahezu allen Teilen der Erde. Sie wurden im 19. und 20. Jahrhundert zusammengetragen. Etwa 40 Prozent haben einen kolonialen Erwerbungshintergrund aus den ehemaligen deutschen Überseegebieten in Afrika und dem Pazifikraum.

Quelle: ntv.de, chf/dpa

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