Mädchen in Altentreptow tot Mutmaßlicher Ecstasy-Dealer in U-Haft
27.06.2023, 18:54 Uhr Artikel anhören
Ein 37-Jähriger soll Kindern hochdosierte Ecstasy-Pillen der Marke "Blue Punisher" verkauft haben. Es sitzt nun in Untersuchungshaft. Mehrere minderjährige Mädchen kamen zuvor auf die Intensivstation, eins stirbt, eins kämpft noch um sein Leben.
Nach dem mutmaßlichen Drogentod eines 13-jährigen Mädchens aus Altentreptow ist Haftbefehl gegen einen 37-Jährigen erlassen worden. Er soll in zwei Fällen Betäubungsmittel an Minderjährige abgegeben haben, teilte das Amtsgericht Neubrandenburg mit. Außerdem soll er Betäubungsmittel in nicht geringer Menge besessen haben. Gegen einen 17-Jährigen sei mangels Haftgrundes kein Haftbefehl erlassen worden. Die Polizei hatte zunächst vier Verdächtige festgenommen.
Am Montag war die 13-Jährige im Krankenhaus gestorben - mutmaßlich infolge der Einnahme einer "Blue Punisher"-Ecstasy-Pille. Ihre 15 Jahre alte Freundin, die wie sie in Altentreptow zur Schule ging, liegt nach Polizeiangaben im Krankenhaus und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Ein 14 Jahre altes Mädchen aus Neubrandenburg kämpft unterdessen auf der Intensivstation des Klinikums in Neubrandenburg um ihr Leben - auch sie mutmaßlich nach der Einnahme von "Blue Punisher". Die Pille gilt als hoch dosiertes Ecstasy.
Die Polizei geht davon aus, dass noch "Blue Punisher" in der Region im Umlauf ist und warnt eindringlich vor der Einnahme dieser Droge. Schon eine Pille könne lebensgefährlich sein. Ein viertes Mädchen aus Malchin ebenfalls im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte hat den Ermittlern zufolge auch "Blue Punisher" genommen - sie habe befragt werden können und die Einnahme bestätigt. Das Mädchen habe zeitweise an Übelkeit und Bauchschmerzen gelitten, sei aber wieder wohlauf. Miteinander bekannt waren nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler nur die 13- und die 15-Jährige.
Drei weitere Personen gelten als tatverdächtig
Die anderen drei Verdächtigen sind zwar auf freien Fuß gesetzt worden, gelten aber weiter als tatverdächtig. "Nach dem derzeitigen Kenntnisstand gehen die Ermittler davon aus, dass alle vier Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Tod der 13-Jährigen und dem schlechten gesundheitlichen Zustand der 14- und 15-Jährigen stehen", erklärte eine Polizeisprecherin. Genaue Tatzusammenhänge sowie die Ermittlung möglicher weiterer Tatverdächtiger seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen durch die Kriminalpolizeipolizeiinspektion Neubrandenburg.
Am Wochenende war bereits im benachbarten Bundesland Brandenburg eine 15-Jährige gestorben - mutmaßlich ebenfalls infolge von Drogenkonsum, wie es von der dortigen Staatsanwaltschaft hieß. Eine Obduktion soll die Todesursache klären. Die Ermittler haben nach eigenen Angaben auch einen möglichen Zusammenhang mit dem Tod der 13-Jährigen aus Altentreptow im Blick.
Todesfall in Brandenburg: 15-Jährige wird obduziert
Das 15 Jahre alte Mädchen aus Rathenow (Havelland) war am Wochenende im Uniklinikum Brandenburg an der Havel wohl an einer Überdosis gestorben. Das Mädchen sei mit Vergiftungssymptomen am Freitagabend ins Krankenhaus gebracht worden, wie die "Märkische Allgemeine Zeitung" berichtete. Am Samstagmorgen sei die Jugendliche verstorben. Als Grund wurde multiples Organversagen genannt. Welche Drogen sie genommen haben könnte, ist nicht bekannt.
Mit dem Sammelbegriff Ecstasy sind synthetische Drogen in Tabletten-, Pulver- oder in Kristallform gemeint, die ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt werden. Ecstasy führt zu Höhenflügen, Kontaktfreudigkeit und Verlust des Zeitgefühls. Das körpereigene Warnsystem wird ausgeschaltet. Beim Einsatz als Partydroge kann es bei langem Tanzen zu extremem Wasserverlust, Organschäden oder Kreislaufzusammenbruch kommen. Tödliches Nierenversagen wurde ebenso beobachtet wie tödliche Hirnblutungen. Die Droge kann zudem Psychosen und Wahnvorstellungen verursachen.
Das Aussehen der Pille "Blue Punisher" (deutsch: "blauer Bestrafer") ähnelt einem Diamanten mit eingraviertem Totenkopf, der an das Logo des Marvel-Charakters "The Punisher" angelehnt ist. Es gibt sie auch in anderen Farben. Wegen ihrer hohen Wirkstoffkonzentration kann laut Experten schon eine halbe Pille zu einer Überdosis führen.
Quelle: ntv.de, mau/dpa