Kind ins Koma gequält? Mutter soll Sohn in Hundebox gesperrt haben
26.02.2024, 12:33 Uhr Artikel anhören
Für den Prozess am Landgericht Krems sind drei Verhandlungstage angesetzt.
(Foto: dpa)
Die Anklageschrift lässt den enormen Leidensweg eines 12-Jährigen aus Österreich erahnen: Seine eigene Mutter soll den Jungen wochenlang gefesselt, ausgehungert und gequält haben. Nun startet der Mordprozess gegen die 33-Jährige und eine Freundin. Vor Gericht gibt sie die Taten weitestgehend zu.
In Österreich hat ein Prozess gegen eine Mutter begonnen, die ihren Sohn in eine Hundebox gesperrt und über Monate gequält haben soll. Die 33-Jährige muss sich unter anderem wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Wie die Nachrichtenagentur APA berichtete, hat die Staatsanwaltschaft für die Mutter und eine mutmaßliche Komplizin die Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum beantragt. Ein Urteil wird am Donnerstag erwartet.
Der Fall hatte im vergangenen Jahr weit über Österreich hinaus für Aufsehen gesorgt: Der Anklage zufolge soll die Frau ihren damals zwölfjährigen Sohn mindestens von September bis November 2022 geschlagen, gefesselt, geknebelt und ihn wiederholt über Stunden in eine Hundebox gesperrt haben. Außerdem soll sie dem Kind Essen vorenthalten, es mehrfach mit kaltem Wasser übergossen und danach stundenlang bei Minusgraden die Fenster der Wohnung geöffnet haben. Das stark abgemagerte Kind habe um Essen gebettelt, doch die eigene Mutter habe sich völlig ungerührt gezeigt, sagte die Staatsanwältin zum Prozessauftakt. "Ich kann es einfach nicht fassen", bekannte die Anklägerin eine eigene Betroffenheit. Mit ihren Taten habe die Angeklagte das Kind gefügig machen wollen.
Die 33-Jährige erklärte, dass die Beziehung zu ihrem Sohn immer sehr problematisch gewesen sei. "Ich dachte, er hasst mich." Sein aggressives Verhalten sei nicht normal gewesen, so die Angeklagte. Verteidigerin Astrid Wagner schilderte die Angeklagte als intellektuell sehr schlichte, mit der Erziehung völlig überforderte und leicht manipulierbare Person. Eine wesentliche Schuld treffe die 40 Jahre alte Mitangeklagte, die mit ihren sadistischen Anweisungen den Leidensweg des Kindes mitbestimmt habe. Beide Frauen waren eng befreundet.
Mutter legt Teilgeständnis ab
Als eine Sozialarbeiterin den Jungen gerade noch rechtzeitig fand, hatte er nur noch eine Körpertemperatur von 26,8 Grad. Das unterernährte und bewusstlose Kind wurde in einem akut lebensbedrohlichen Zustand ins Krankenhaus gebracht. Die alleinerziehende Mutter wurde im November 2022 festgenommen und sitzt seitdem in Krems westlich von Wien in Untersuchungshaft.
Öffentlich bekannt wurde der Fall, als sie im Sommer 2023 Beschwerde gegen ihre U-Haft einlegte. Neben versuchtem Mord legt die Staatsanwaltschaft ihr Freiheitsentziehung und das Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen zur Last. Ihre mitangeklagte Freundin steht wegen fortgesetzter Gewaltausübung vor Gericht.
Wie APA berichtete, legte die Mutter vor Gericht ein Teilgeständnis ab. Sie bestreitet demnach den Vorwurf des versuchten Mordes, ist in den weiteren Anklagepunkten aber "grundsätzlich geständig". Ihre mutmaßliche Komplizin hat den gegen sie erhobenen Vorwurf bestritten. Die Staatsanwältin sagte demnach in ihrem Eröffnungsplädoyer, die beiden Frauen hätten sich "daran erfreut", den Jungen zu quälen. "Zwei Frauen haben ein Kind beinahe - Gott sei Dank nur beinahe - zu Tode gequält", sagte die Vertreterin der Anklagebehörde, die von einem "unfassbaren Martyrium" des Jungen und von "Gräueltaten" sprach.
Quelle: ntv.de, spl/dpa/AFP