Recherchen über FlüchtlingeNDR-Journalisten in Griechenland wieder frei

Zwei Journalisten des NDR reisen für eine Reportage an die griechisch-türkische Grenze und betreten dabei verbotenes Terrain - offenbar versehentlich. Die griechischen Sicherheitskräfte nehmen die beiden fest. Jetzt sind sie wieder frei.
Die zwei deutschen NDR-Journalisten, die in Griechenland im Grenzgebiet zur Türkei festgenommen wurden, sind wieder frei. Das verlautete aus griechischen Justizkreisen, meldet die Nachrichtenagentur AFP. Die beiden Reporter hatten laut NDR in der Region zur Situation von Flüchtlingen recherchiert und dabei "versehentlich militärisches Sperrgebiet betreten".
Die griechische Polizei hatte die Festnahmen am Freitagabend bekanntgegeben. Die Journalisten - Medienberichten zufolge ein 31-Jähriger und seine 33 Jahre alte Kollegin - wurden dem NDR zufolge nahe der Stadt Didyomteicho am Fluss Evros festgenommen.
"Nach Informationen der deutschen Botschaft in Athen und Behörden vor Ort kommt es häufiger zu diesen Zwischenfällen", erklärte der NDR. "Offenbar ist das Sperrgebiet nicht umzäunt und ausreichend beschildert, so dass sich selbst Einheimische dort verlaufen."
Das stellte auch das Gericht in der griechischen Grenzstadt Orestiada fest, das die beiden Journalisten freisprach. Wie ihr Anwalt, Dimitrios Kadoglou, der Deutschen Presse-Agentur sagte, habe das Gericht eingesehen, dass mindestens eine Verbotstafel am Rande des Sperrgebietes umgekippt und daher schwer sichtbar gewesen sei. Die Reporter konnten vor Gericht "glaubhaft erklären, dass sie sich nicht darüber im Klaren waren, sich bereits in einem verbotenen Bereich aufgehalten zu haben", teilte der NDR mit.
Eine Nacht in griechischem Gewahrsam
Die beiden Journalisten, die für das neue Rechercheformat "STRG_F" arbeiten, hatten eine Nacht in griechischem Gewahrsam verbracht, heißt es. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte erklärt, die deutsche Botschaft in Athen betreue die beiden konsularisch.
Flüchtlinge versuchen seit Jahren über den Grenzfluss Evros nach Griechenland zu gelangen, um von dort weiter nach Mittel- und Nordeuropa zu reisen. Zahlreiche Menschen kamen dabei ums Leben. Seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei im März 2016 ging die Zahl der Grenzübertritte in dem Gebiet jedoch deutlich zurück.
Zuletzt wurde griechischen Sicherheitskräften vorgeworfen, Flüchtlinge illegal auf türkisches Staatsgebiet zurückzudrängen. Die Regierung in Athen dementierte entsprechende Berichte.
In der Türkei wurden Anfang März zwei griechische Soldaten festgenommen, die bei einer Patrouille nördlich des Evros auf türkisches Gebiet geraten waren. Ihnen wird wegen des "Eindringens in eine militärische Sperrzone" der Prozess gemacht. Die beiden Soldaten gaben an, sie hätten wegen der schlechten Wetterbedingungen die Orientierung verloren.