Nach Sperrung des Oktoberfests Verband schlägt Wiesn-Verlängerung vor
02.10.2025, 10:20 Uhr Artikel anhören
Oktoberfest in München: Nach dem Ausnahmezustand kehren die Wiesn-Besucher auf das Festgelände zurück.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Wegen einer Bombendrohung bleibt das Münchner Oktoberfest stundenlang geschlossen. Der finanzielle Verlust ist hoch. Jetzt will der Gastgewerbeverband Dehoga die Wiesn verlängern, doch die Wirte sind skeptisch.
Nach der stundenlangen Sperrung des Oktoberfestes wegen einer Bombendrohung bringt der Gastgewerbeverband Dehoga eine Verlängerung der Wiesn ins Spiel. Dies wäre auch ein Zeichen, dass man sich die Lebensfreude nicht verderben lasse, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert. Schließlich sei die Wiesn "ein weltbekanntes Symbol für bayerische Gastfreundschaft, Lebensfreude und Zusammenhalt".
Sorgen, dass Gäste nach der Bombendrohung und der Überfüllung fernbleiben, hat Geppert nicht. Das schnelle Handeln am Mittwoch habe bei den Gästen Sicherheit ausgestrahlt, ist er überzeugt. "Wenn es wieder offen ist, bin ich sicher, dass die Zelte wieder voll sind." Auch er selbst werde dann wieder auf dem Festgelände sein.
Ob eine Verlängerung überhaupt möglich wäre, ist eine andere Frage. Dabei ginge es nicht nur um die Erlaubnis der Stadt, sondern auch um die Frage, ob das dafür nötige Personal so kurzfristig aufgeboten werden könnte.
Wirte-Sprecher ist skeptisch
Wirte-Sprecher Peter Inselkammer kann sich nicht vorstellen, das Oktoberfest in diesem Jahr um einen Tag zu verlängern. "So kurzfristig ist das tatsächlich nicht möglich", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Für dieses Jahr können wir uns das nicht vorstellen."
Inselkammer erklärt: "Wir haben ja laufende Arbeitsverträge, die Mitarbeiter sind ja meistens dann am nächsten Tag schon wieder weg." Außerdem sei unklar, inwiefern Besucher das Angebot annehmen und auch am Montag noch einen Tisch reservieren würden.
Auch Wiesn-Chef Scharpf sieht wenig Chancen: "Eine spontane Wiesn-Verlängerung ist aus meiner Sicht unrealistisch", sagte der Münchner Wirtschaftsreferent. "Von den Beschäftigten in den Bierzelten über die Schausteller bis hin zum Security-Personal ist alles bis Sonntag disponiert. Viele haben ab Montag wieder andere Verpflichtungen."
Innenminister Herrmann sagte in "Welt am Morgen" im Bayerischen Rundfunk zur Option einer Verlängerung: "Das ist eine Entscheidung der Stadt München. Ganz einfach wäre das nicht." Herrmann betonte zudem, dass von den Geschehnissen am Mittwoch keine Risiken mehr blieben und es ein normaler Wiesn-Tag sei.
Oktoberfest war stundenlang geschlossen
Weil ein Schreiben des 57-Jährigen gefunden wurde, in dem er auch das Oktoberfest bedrohte, wurde die Wiesn vorübergehend geschlossen und nach Sprengsätzen abgesucht. Laut Herrmann warnte der Mann davor, auf die Wiesn zu gehen, denn es könnte ein "bombiges Erlebnis" geben. Diese Drohung habe man - insbesondere angesichts des abgebrannten Hauses - ernst nehmen müssen.
Ersten Erkenntnissen nach soll der 57-Jährige ein Wohnhaus in Brand gesetzt und Sprengfallen deponiert haben. Ein Mensch - vermutlich der als vermisst geltende 90 Jahre alte Vater des Tatverdächtigen und Besitzer des Hauses - starb. Ein politisches Motiv schlossen die Behörden aus.
Die 21 Jahre alte Tochter des Tatverdächtigen und seine 81-jährige Mutter wurden verletzt. Der 57-Jährige selbst nahm sich nach Polizeiangaben auf der Flucht vor den Einsatzkräften das Leben. Der Tatverdächtige hatte demnach einen Rucksack dabei, in dem sich eine Sprengvorrichtung befand, die vor der Bergung seiner Leiche entschärft werden musste.
Zum Motiv des 57-Jährigen hatte Herrmann gesagt, der Mann habe die Vaterschaft für seine Tochter angezweifelt und in diesem Zusammenhang gar eine Petition an den bayerischen Landtag gestellt. Diese habe der Landtag aber im vergangenen Jahr für erledigt erklärt.
Ermittlungen dauern an - Alltag kehrt zurück
Derweil dauern die Ermittlungen an. So steht die Bergung der Leiche aus dem abgebrannten Wohnhaus im Norden der Stadt noch aus. Wegen der enormen Hitze hatten Einsatzkräfte das Gebäude nicht betreten können. Außerdem sollte ein Statiker hinzugezogen werden.
In der Stadt kehrte seit dem frühen Abend langsam der Alltag zurück. Ab 17.30 Uhr startete der Festbetrieb wieder, Besucherinnen und Besucher wurden auf das Gelände gelassen. Am Donnerstag geht es nach derzeitigem Stand ganz normal auf dem Oktoberfest weiter.
Quelle: ntv.de, nbr/dpa