Panorama

"Eine brenzlige Gemengelage" Ist der Hitze-Sommer vorbei?

"Am besten mal ein paar Wochen Landregen am Stück. Das würde weiterhelfen."

"Am besten mal ein paar Wochen Landregen am Stück. Das würde weiterhelfen."

(Foto: picture alliance / Jochen Tack)

Der Sommer gibt in den nächsten Tagen nochmal alles: Vor allem im Osten sind nochmals bis zu 35 Grad Celsius möglich. Dann folgen milderes Wetter und regenreichere Tage. ntv-Meteorologe Björn Alexander wagt einen ersten Blick auf den Rest des Monats. Hitze, Unwetter und Dürre bleiben als Themen wohl erhalten.

ntv: Der Hitzesommer scheint kaum enden zu wollen. Zuletzt noch heftige Gewitter und jetzt kocht die Luft schon wieder auf. Wie lange bleibt es noch so hitzig und schwül?

Björn Alexander: Bis zum Freitag bleiben wir in vielen Regionen noch im Einflussbereich der mitunter schon fast tropisch anmutenden und teilweise gewitter- und unwetterwilligen Luft. Das Wochenende wird wesentlich entspannter. Denn der Sommer geht auf Tauchstation.

Ist das dann der große Abschied für den Sommer 2022?

Nach jetzigem Stand könnte es auch im letzten Monatsdrittel bis zum Monatsende nochmals heiß werden. Aber alles in allem kämpft der Hochsommer mit kürzer werdenden Tagen und einer nachlassenden Kraft der Sonne. Sprich: So langsam schaltet unser Wetter mit dem September im Fokus tendenziell in Richtung Spätsommer. Das sieht man ebenfalls daran, dass die Hundstage - also die für gewöhnlich heißeste Zeit des Jahres - bis zum 23. August reicht. Danach wird die Hitze erst weniger brachial und dann immer zahmer.

Wie sieht es denn mit dem Thema Dürre aus? Können wir auf ein Ende der Trockenheit hoffen?

In den nächsten Tagen sind wiederholt teilweise kräftige Gewitter und Starkregen auf der Agenda der Wettercomputer. Und es sind - wie zuletzt auch schon - diese zum Teil langsam ziehenden Gewitterkomplexe, die mit Starkregen einhergehen dürften. Aufgrund der mitunter sehr ausgedörrten Böden, die das Wasser gar nicht so schnell umsetzen können, drohen damit weiterhin Überflutungen. Damit dürften Dürre-Themen wie die Waldbrandgefahr in den kommenden Tagen zunächst einmal mehr in den Hintergrund treten.

Und was ist mit den Flusspegeln?

Zumindest bei den größeren Flüssen und Strömen sind solche sommerlichen Starkregenereignisse oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Hier sollten wir also keine ganz großen Zugewinne erwarten - auch wenn an kleineren Flüssen und Bächen durch die Schwergewitter durchaus Überschwemmungen oder Hochwasserlagen denkbar sind. Was wir für eine nachhaltige Entspannung an Rhein, Donau oder Oder benötigen, das sind dauerhafte Regensituationen. Am besten mal ein paar Wochen Landregen am Stück. Das würde ebenso den Böden weiterhelfen.

Björn Alexander

Björn Alexander

Aber solch ein Regen ist wohl nicht in Sicht, oder?

Leider nicht. Zumindest bewerten die Monatsprognosen des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA den September und den Oktober 2022 aber als durchschnittlich nass bis zu nass. Damit wäre auf jeden Fall eine leichte Entspannung denkbar.

Stichwort: Wetterwechsel. Wie läuft der in den kommenden Tagen ab?

Um es direkt vorab zu sagen: Die Wettermodelle haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie sich mögliche Unwetter über Deutschland verteilen. Zum aktuellen Zeitpunkt, also rund 48 Stunden vor dem Ereignis, erleben wir selten eine derartig unterschiedliche Prognose-Lage.

Woran kann man das erkennen?

Das dürfte vielen unter uns beispielsweise beim Blick auf die Wetter-App auffallen, die von Tag zu Tag in der Regel relativ satte Sprünge hinlegt. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass die verschiedenen Wettercomputer in ihren momentanen Trends die Regenmengen eher unterschätzen. Das war beispielsweise am Montag ebenso, als ja gerade in der Nordosthälfte durchaus häufige und teilweise sehr intensive Gewitter durchgezogen sind, die das Gros der Vorhersagen in dieser Form gar nicht abgebildet haben.

Wie ist denn der wahrscheinlichste Unwetter-Fahrplan für Deutschland?

Jetzt sind vereinzelt im Norden und am Mittwoch vor allem vom Oberrhein bis zur Nordsee zum Teil kräftige Schauer und Gewitter drin. Dann folgen die zwei Hauptgewitter- und Unwettertage.

Auf welche Gefahren müssen wir uns einstellen?

Am Donnerstag sind recht verbreitet intensive Gewitter mit Unwetterpotenzial möglich, die sich am Freitag dann eher auf den Süden und den Osten konzentrieren. Dabei geht die Hauptgefahr vor allem von mitunter ergiebigem Starkregen mit Überflutungspotenzial aus. Aber auch Hagel und Sturmböen sind nicht auszuschließen. Motor des Ganzen ist einerseits die schwüle und dementsprechend energiegeladene Luft, die auf der Vorderseite von Tief "Karin" nach Deutschland geführt wird, bevor anschließend die Kaltfront nachrücken wird. Eine brenzlige Gemengelage.

Wie schweißtreibend wird es denn dabei - sprich: Welche Temperaturen erwarten uns?

Mittwoch und Donnerstag bilden die vorläufigen Höhepunkte der Hitze. Dann sind in der Osthälfte erneut Spitzen bis zu 35 Grad möglich, während es allgemein immer feuchter und damit schwüler wird. Gerade in Kombination mit der Hitze im Osten eine sehr anstrengende Situation, die teilweise mit Tropennächten kombiniert ist und erst zum Samstag eine Entspannung findet. Weniger hitzig ist es derweil im Westen, wo die 30-Grad-Marke bereits ab Mittwoch eigentlich kaum mehr eine Rolle mehr spielt.

Was bringt uns das Wetter am Wochenende?

Am Samstag im Süden noch letzte Gewitter, sonst aber mehr Sonne und Temperaturen zum Durchlüften und Durchatmen. Tagsüber mit gebietsweise windigen 18 bis 25 Grad, bevor es sich in der Nacht auf Sonntag meistens auf 16 bis 9 Grad abkühlt.

Und am Sonntag?

Ziehen im Norden und Nordwesten mehr Wolken mit etwas Regen durch. Im übrigen Land ist es unterdessen schöner, überwiegend trocken und insgesamt weiter eher frisch mit 19 bis 26 Grad.

Wann tritt der Sommer wieder auf die Tube?

Montag schon mal etwas mit Sommer light bei 20 bis knapp 27 Grad. Der Dienstag wird dann immer wärmer, sodass spätestens ab Mittwoch die Hitzemarke von 30 Grad wieder vermehrt erreicht oder überschritten wird. Derzeit liegen die Spitzen im Bereich von 30 bis 33 Grad. Und das ist zum Glück schon mal weniger intensiv als die Temperaturen, die wir in den letzten Wochen erlebt haben.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 16. August 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

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