Panorama

Gut 740.000 Kleine WaffenscheineSchreckschusswaffen weiter gefragt

18.02.2022, 10:21 Uhr (aktualisiert)
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Schreckschusswaffen sind in Deutschland frei verkäuflich. (Foto: imago images/Jochen Tack)

Wer in Deutschland eine Gas- oder Schreckschusswaffe mit sich führen will, braucht einen Kleinen Waffenschein. Seit 2015 hat die Nachfrage deutlich zugenommen. Die Polizei warnt: Im Ernstfall würden Reizgas oder Schreckschusspistole eher schaden als nützen.

Die Zahl der Gas- und Schreckschusswaffen in Deutschland steigt weiter. Ende Dezember 2021 waren im Nationalen Waffenregister 740.038 Kleine Waffenscheine - also Berechtigungen für diese Waffen - vermerkt, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ) unter Berufung auf das Bundesinnenministerium berichtet. Dies seien knapp fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Zuwachs flacht der Zeitung zufolge allerdings etwas ab: Ein weiteres Jahr zuvor waren es demnach noch plus sechs Prozent gewesen.

Der sogenannte Kleine Waffenschein berechtigt dazu, Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen in der Öffentlichkeit bei sich zu tragen. Seit der Kleine Waffenschein 2003 eingeführt wurde, steigt den Angaben zufolge jedes Jahr die Zahl der Menschen, die ihn beantragen. Seit 2015 hatte sich die Zahl innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt. Deutlich war die Nachfrage vor allem 2016 nach oben geschnellt, im zeitlichen Zusammenhang mit den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht. Als Gründe für die Zunahme gelten Angst vor Einbrüchen und Überfällen, aber auch Imponiergehabe.

Wer einen kleinen Waffenschein beantragt, braucht keinen Sachkundenachweis, sondern muss lediglich mindestens 18 Jahre, zuverlässig und persönlich geeignet sein. Dazu zählt unter anderem ein sauberes Vorstrafenregister.

Die Polizei warnt eher vor dieser Art von Selbstschutz. Der Vize-Vorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP, Jörg Radek, sagte der "NOZ": "Zu glauben, dass der Einsatz einer Schreckschusswaffe oder etwa auch Pfefferspray schnell dazu führen kann, eine Situation zu entschärfen, ist ein gefährlicher Trugschluss." Manchmal bewirkten Gas- und Schreckschusswaffen genau das Gegenteil. Das Risiko, sich selbst zu gefährden, steige immens.

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 16. Februar 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, ino/dpa

Gewerkschaft der PolizeiDeutsches Waffenrecht