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Festnahmen in Mannheim Neue "El Tusi"-Droge in Deutschland aufgetaucht

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Die oft unberechenbare Mischung wird rosa gefärbt.

Die oft unberechenbare Mischung wird rosa gefärbt.

(Foto: Polizei Mannheim)

Drogenhandel in Deutschland ist ein einträgliches Geschäft, bei dem immer neue Substanzen gemischt werden. In Mannheim werden Dealer festgenommen, die "El Tusi" verkaufen. Die neue psychoaktive Substanz hat ihren Ursprung in Lateinamerika und macht Experten Sorgen.

In der vergangenen Woche ist der Polizei und Staatsanwaltschaft Mannheim ein Schlag gegen mehrere Drogenhändler gelungen. Sie nahmen vier Männer im Alter von 19, 20, 21 und 26 Jahren fest, die seit März mit der "El Tusi"-Droge gehandelt haben, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. In Baden-Württemberg ist es der erste Fund, bestätigte das LKA ntv.de. Dem BKA zufolge gab es in Deutschland aber bereits vereinzelte Sicherstellungen.

Während die meisten vermutlich etwas mit Bezeichnungen wie Kokain, Heroin oder MDMA anfangen können, dürften von "El Tusi" noch nicht viele gehört haben. "Es handelt sich um eine synthetische Substanz, die aus einer Mischung von Ketamin, MDMA, teilweise Amphetamin, Koffein sowie Ibuprofen bestehen kann", sagte eine Mannheimer Polizeisprecherin ntv.de. Die Untersuchungen der von den Männern angebotenen Drogen seien noch Teil der laufenden Ermittlungen, so die Sprecherin.

MDMA ist ein Methylendioxyamphetamin und war früher als Ecstasy bekannt, bei Ketamin handelt es sich um ein Schmerzmittel, das früher auch zur Narkotisierung eingesetzt wurde und wegen seiner halluzinogenen Nebenwirkungen schon seit Jahrzehnten als Rauschdroge verwendet wird. Häufig wird in der Mischung auch Inosit verwendet, ein Nahrungsergänzungsmittel für Menschen oder Pferde. Das Pulver wird wegen seiner Ähnlichkeit, der leichten Verfügbarkeit und des geringen Preises oft zum Strecken von Kokain oder Methamphetamin verwendet.

Unberechenbare Mischung

"El Tusi" wird häufig auch unter dem Namen "Pink Kokain" angeboten, Drogenchecker aus verschiedenen europäischen Ländern warnen sehr eindringlich vor dem Gemisch. Im August 2023 berichtete die Wiener Suchthilfe, dass mehrere Proben untersucht wurden, die als Pink Cocaine, Tucibi und Tusi erworben worden waren. In allen Fällen handelte es sich um pinkfarbenes Pulver. Die Zusammensetzung variierte jedoch stark, wobei sich auch die Anteile der identifizierten Substanzen von Pulver zu Pulver stark unterschieden. "Da die Zusammensetzung des synthetischen Drogenmix jedes Mal variieren kann, besteht ein schwer einschätzbares Gefährdungspotential für die Konsumierenden", bestätigte auch Kriminalrat Christian Böhme aus dem Fachbereich Rauschgiftkriminalität beim BKA ntv.de.

Schon im März 2023 war das rosafarbene Pulver, das oft nach Erdbeere roch, in Spanien aufgefallen. Trotz des Namens "Pink Kokain" enthalte das Pulver kein Kokain, warnte die spanische Beobachtungsstelle für Drogen und Sucht (OEDA). Vielmehr handele es sich um Mischungen aus Ketamin und Stimulanzien wie Ecstasy oder Speed, einer Art Amphetamin. Im Februar 2024 starb Medienberichten zufolge ein 14-Jähriger in Madrid, dem Freunde die Droge heimlich in einen Energy-Drink geschüttet hatten.

Bei Tusi handelt es sich um eine neue psychoaktive Substanz, die schon im März 2001 vom Suchkontrollrat der UNO in die Liste der psychotropen Substanzen aufgenommen wurde. Damit ist es als illegale Droge anzusehen und auch in Deutschland im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt. Als Geburtsort der Droge wird das kolumbianische Medellín angesehen. Zunächst sei es als Partydroge vor allem für die Oberschicht bekannt geworden, so der BKA-Experte Böhme. Dort etablierte sich auch Tusibi als phonetische Übersetzung von 2-CB als Name, obwohl die Mischung inzwischen kaum 2-CB enthält. 2-CB ist eine psychedelische Droge, die 1974 erstmals von Alexander Shulgin synthetisiert worden war.

Gefahr tödlicher Überdosierungen

Für die Drogenhändler hat Tusi den Vorteil, dass sie die Mischung jederzeit und fast überall nach Bedarf herstellen können. Meist liegt der Preis höher, als der, den Kundinnen und Kunden für die einzelnen Bestandteile zahlen würden. Die rosa Färbung vermittelt ein Gefühl der Ungefährlichkeit. Ein Bericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) aus dem Jahr 2021 sieht "im Aufkommen hochtoxischer NPS mit halluzinogener Wirkung" erhebliche Gesundheitsgefahren, vor allem weil tödliche Überdosierungen zunehmen könnten.

Der Mannheimer Mitteilung zufolge wurden die Tusi-Händler dort bereits Anfang April festgenommen. Sie hatten demnach ein Kilogramm "El Tusi" "zu einem Preis im unteren fünfstelligen Bereich zum Verkauf" angeboten. Verpackt war die Droge für den Kleinverkauf in sogenannten Eppendorfgefäßen, kleinen Plastikröhrchen mit Schnappdeckel, die als Reaktionsgefäße im Mikroliterbereich gedacht sind. Bei der Durchsuchung der Wohnungen der Verdächtigen seien weitere Drogen, eine Schreckschusswaffe sowie Bargeld sichergestellt worden. Die Verdächtigen müssen sich nun unter anderem wegen des Handels mit Betäubungsmitteln in zwei Fällen und Handels mit Betäubungsmittel in nicht geringer Menge verantworten.

Quelle: ntv.de, sba

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