Panorama

1992 einzige Überlebende Niederländerin nutzt Absturzerfahrung in Lebenskrisen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Geschichte soll eines Tages verfilmt werden.

Die Geschichte soll eines Tages verfilmt werden.

(Foto: imago stock&people)

Wer eine Katastrophe hautnah miterlebt, ist oft sein Leben lang davon geprägt. Annette Herfkens macht genau das seit drei Jahrzehnten durch. Doch aus dem tragischen Vorfall zieht sie bis heute nicht nur Negatives.

Ausgerechnet die an Klaustrophobie leidende Annette Herfkens wurde vor etwas mehr als 30 Jahren von ihrem damaligen Verlobten zu einem Flug an die vietnamesische Küste überredet. Er endete in einem Drama, das man sich schlimmer kaum ausmalen kann: Das kleine Flugzeug stürzte im Dschungel ab, von den 25 Passagieren und sechs Crewmitgliedern überlebte niemand - bis auf die Niederländerin. Es dauerte acht Tage, bis Rettungskräfte die schwer verletzte Frau fanden. Annette Herfkens hat jetzt im Gespräch mit dem "Guardian" erzählt, wie sie bis heute durch den Absturz und den Überlebenskampf geprägt ist.

Die Geschichte klingt wie aus einem der Katastrophenfilme, die von einer solchen Tragödie handeln, und von denen "Cast Away" mit Tom Hanks sicherlich der bekannteste ist. Tatsächlich sollen auch die Erlebnisse von Herfkens bald den Weg auf die Leinwand finden und verfilmt werden. Ein Buch über die Geschehnisse hat sie schon geschrieben.

Der Bankangestellten war nach dem Absturz zum Beispiel bewusst, dass sie ohne Wasser nicht überleben kann. Sie machte sich daraufhin einen Plan, den sie in "erreichbare Schritte" einteilte: Zum zerbrochenen Flügel des Flugzeugs robben, das Isoliermaterial abreißen und warten, bis es regnet, damit sich die Knäuel mit Wasser füllen. Alle zwei Stunden nahm sie dann einen Schluck und beglückwünschte sich jedes Mal selbst. Ein Muster, dem sie bis heute folgt.

Selbst Jahrzehnte nach dem Unglück hat Herfkens immer eine Wasserflasche dabei, wenn sie unterwegs ist - und findet den Geschmack von Wasser immer noch "besser als alles andere". Wenn sie fliegt, versucht die Niederländerin immer in der ersten Reihe zu sitzen, weil der Anblick einer anderen Rückenlehne sie an das Gewicht des toten Körpers erinnert, der auf ihr gelandet war. Kleine Momente des Traumas, wie die Bestellung eines vietnamesischen Essens durch einen Freund, überfallen sie manchmal.

Dschungel ist trotz allem kein Ort der Angst

Mehr zum Thema

Zum Dschungel hat Herfkens bis heute eine besondere Verbindung. Und die ist nicht, wie man zuerst vermuten könnte, negativer Natur. Obwohl sie lange daran gearbeitet hat, die nach dem Absturz empfundenen Gerüche zu vergessen. Dem "Guardian" sagte die Bankangestellte, dass sie trotzdem weit entfernt davon sei, den Dschungel zu fürchten. Seit drei Jahrzehnten ist er ihr "sicherer Ort", an den sich die Niederländerin in Zeiten von Stress und emotionaler Not oder zur Meditation zurückzieht. Sie habe damals nicht gedacht, dass sie dort sterben würde, und auch nicht, dass ein Tiger kommen und sie angreifen könnte. Sie vertraute darauf, dass die Rettungskräfte sie finden.

Als bei Herfkens Sohn Autismus diagnostiziert wurde, halfen die Erfahrungen vom Absturz in Vietnam, damit umzugehen. In ihrer Bank spezialisierte sie sich auf Entwicklungsmärkte, mit einem besonderen Talent für "die fantasievollsten Schuldentilgungstransaktionen". Dass sie weiß, was es bedeutet, "einen Verlust hinzunehmen", habe ihr dabei geholfen. Nach dem Tod ihres Verlobten in Asien erlebte Herfkens drei Fehlgeburten und 2021 eine Scheidung. "Man lernt aus Verlusten. Es ist schmerzhaft, aber man tut es".

Quelle: ntv.de, rog

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen