Panorama

Flugzeug-Absturz vor drei Jahren Iran verurteilt zehn Militärs für Boeing-Abschuss

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Wrackteil an der Absturzstelle. Die ukrainische Boeing mit der Flugnummer PS752 war gerade in Teheran gestartet, als sie von Raketen getroffen wurde.

Wrackteil an der Absturzstelle. Die ukrainische Boeing mit der Flugnummer PS752 war gerade in Teheran gestartet, als sie von Raketen getroffen wurde.

(Foto: picture alliance/dpa)

Drei Jahre sind seit dem Abschuss einer ukrainischen Boeing bei Teheran vergangen. Irans Militär versuchte zunächst, den Vorfall zu vertuschen. Ein Gericht verurteilt nun zehn Militärangehörige. Hinterbliebene sprechen von einem Schauprozess.

Im Iran sind gut drei Jahre nach dem Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs zehn Militärangehörige zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Wie die Justiz-Website Misan am Abend berichtete, wurden ein Kommandeur zu zehn Jahren Haft und neun weitere Militärs zu Freiheitsstrafen zwischen einem und drei Jahren verurteilt.

Die Männer sollen für den Beschuss von Flug PS752 der ukrainischen Fluglinie Ukraine International Airlines am 8. Januar 2020 verantwortlich gewesen sein. Bei dem Absturz der kurz zuvor in Richtung Kiew gestarteten Maschine starben damals sämtliche 176 Insassen, die meisten von ihnen iranische und kanadische Staatsbürger.

Irans Militär hatte den Abschuss zunächst bestritten. Drei Tage nach dem Unglück erklärte es jedoch, dass versehentlich eine Rakete auf das Flugzeug abgefeuert worden sei. Der Prozess wegen des Abschusses, bei dem auch elf ukrainische Staatsbürger ums Leben gekommen waren, hatte im November begonnen.

Spannungen mit Washington nach Tod von Soleimani

Zum Zeitpunkt des Vorfalls waren die Spannungen zwischen dem Iran und den USA an einem besonders kritischen Punkt: Anfang Januar hatten US-Kräfte auf Anordnung des damaligen Präsidenten Donald Trump den mächtigen iranischen General Kassem Soleimani in Bagdad getötet. Als Vergeltung hatte der Iran zwei von US-Streitkräften genutzte Militärstützpunkte im Irak angegriffen. Wenige Stunden später stürzte die ukrainische Passagiermaschine ab.

Viele Hinterbliebene und Kritiker sind bis heute der Meinung, dass Teheran versucht habe, den Fall zu vertuschen und Verantwortliche nicht ausreichend zur Rechenschaft zu ziehen. Insbesondere der in Kanada ansässige Aktivist Hamed Esmaeilion, der bei dem Abschuss seine Familie verlor, engagiert sich seitdem in der Exil-Opposition gegen die Islamische Republik und trat auch bei den Protesten 2022 als Meinungsführer im Ausland auf.

"So schaut Gerechtigkeit in der Islamischen Republik aus", kritisierte Esmaeilion das Urteil. Er bezeichnete das Verfahren als Schauprozess und warf Teheran erneut vor, die Maschine absichtlich abgeschossen zu haben. Das Gericht sprach in dem Urteil von einem menschlichen Fehler und sagte den Familien der Hinterbliebenen jeweils 150.000 Dollar Schmerzensgeld zu.

(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 16. April 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa

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