"Fieber" doch nicht besiegt Nordkorea führt Corona-Maßnahmen ein
09.09.2022, 13:40 Uhr
Neben einer Empfehlung zum Maskentragen kündigte Machthaber Kim auch eine Impfkampagne an.
(Foto: REUTERS)
Lange Zeit ist das Coronavirus ein Tabu in Nordkorea. Doch eine starke Welle im Mai kann Pjöngjang nicht mehr verheimlichen. Drei Monate später erklärt Machthaber Kim jedoch schon den Sieg über die "Fieber"-Infektion, wie er das Virus nennt. Nun sollen sich die Nordkoreaner aber doch impfen lassen. Die Frage ist, womit.
Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat Nordkoreas Führung offiziell eine Impfkampagne angekündigt. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA soll die Kampagne vermutlich im kommenden Monat beginnen. Machthaber Kim Jong Un kündigte zudem für November eine allgemeine Empfehlung zum Tragen von Masken an, wie KCNA meldete. Woher die Impfstoffe kommen, blieb offen.
Nach den Worten von Machthaber Kim gehen Gesundheitsexperten davon aus, dass die während einer Corona-Welle im Mai gebildeten Antikörper der Nordkoreaner bis Oktober zurückgehen werden. Vor etwa vier Monaten hatte das international isolierte Land einen Ausbruch der Omikron-Variante in der Hauptstadt Pjöngjang bestätigt. Auch Kim war nach Angaben seiner Schwester erkrankt. Im vergangenen Monat erklärte er dann den Sieg über das Virus.
Offizielle Sterblichkeitsrate ist sehr niedrig
Experten gehen davon aus, dass die meisten der 26 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Nordkoreas noch nicht gegen das Virus geimpft wurden. Im vergangenen Jahr hatte Nordkorea Impfstoff-Angebote von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) abgelehnt. Nach Informationen der südkoreanischen Nachrichtenseite NK News könnte Pjöngjang allerdings einige Impfdosen von seinem wichtigsten Verbündeten China erhalten haben.
Nordkoreas Behörden sprechen statt von Corona-Infektionsfällen von "Fieber-Patienten" - womöglich weil sie kaum Testmöglichkeiten haben. Den Staatsmedien zufolge wurden bislang insgesamt 4,8 Millionen "Fieber"-Infektionen und lediglich 74 Todesfälle gemeldet, was einer äußerst geringen Sterblichkeitsrate entspräche.
Die WHO und andere Fachleute äußern seit längerem ihre Zweifel an Nordkoreas Corona-Statistiken. Sie stellen auch Versicherungen des Landes infrage, den Omikron-Ausbruch unter Kontrolle gebracht zu haben. Nordkorea hat laut Experten eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt.
Quelle: ntv.de, uzh/AFP