Panorama

Wochen nach dem Schiffsunglück"Norman Atlantic" gibt einen Toten frei

02.02.2015, 23:50 Uhr
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Verbrannter Schiffslack, geschmolzene Ausstattung: Ein Blick in das ausgeglühte Innere der "Norman Atlantic". (Foto: REUTERS)

Für die Einsatzkräfte ist es eine Aufgabe am Rande des psychisch Verkraftbaren: Tief im ausgebrannten Bauch der havarierten Adriafähre stoßen Helfer auf die Leiche eines Menschen. Inmitten der verschmorten Trümmer ruhen womöglich 18 weitere Opfer.

Mehr als fünf Wochen nach dem Fährunglück in der Adria haben Einsatzkräfte eine verkohlte Leiche im Wrack der "Norman Atlantic" entdeckt. Der Körper wurde in der Kabine eines Lastwagens entdeckt, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Das ausgebrannte Fährschiff liegt seit Wochen fest vertäut im Hafen von Brindisi. Brandermittler und Helfer sind seit Wochen im Inneren des Schiffes unterwegs, um nach weiteren Opfern und Hinweisen auf die Brandursache zu suchen. Einsatzkräfte bargen die Leiche aus dem Wrack und brachten sie zur gerichtsmedizinischen Untersuchung nach Bari. Die Stadt an der Adriaküste ist zudem Sitz des zuständigen Staatsanwalts.

Schreckliche Geheimnisse im Wrack

Die Ermittlungen gelten als schwierig: Die stählerne Konstruktion des Schiffes begünstigte nach dem Ausbruch des Feuers im Schiffsrumpf starke Kamineffekte. Dazu kam die brandbeschleunigende Wirkung von Ladung sowie Kraftstoffen der im Autodeck geparkten Lkw. Aufgrund der enorm hohen Temperaturen im Inneren des Schiffskörpers, der riesigen Mengen an Löschwasser und der Dauer der verschiedenen Schwelbrände ist davon auszugehen, dass die Identifizierung der an Bord vermuteten Opfer stark erschwert sein dürfte.

Die nun entdeckten sterblichen Überreste klären den Verbleib des insgesamt zehnten Todesopfers, das nach dem Feuer auf der Adriafähre vom 28. Dezember geborgen werden konnte. Offiziellen Angaben zufolge kamen bei dem Unglück elf Menschen ums Leben, zudem starben zwei Einsatzkräfte bei den Rettungsarbeiten.

Angehörige brauchen Gewissheit

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft werden darüber hinaus noch immer 18 Menschen vermisst. Ob sich das Schicksal dieser 18 Menschen aufklären lässt, hängt derzeit vor allem von einer peniblen Spurensuche im Inneren des Schiffswracks ab. Nur so lässt sich klären, ob sich ihre Leichen noch an Bord befinden oder ob sie während des zeitweise chaotischen Unglücksverlaufs über Bord gingen und damit für immer auf offener See verschollen gelten müssen.

Die "Norman Atlantic" war Ende Dezember zwischen Griechenland und Italien in Brand geraten. Das Wrack wurde nach Brindisi geschleppt, die Ermittler konnten wegen kleinerer Feuer und Rauch an Bord jedoch nur langsam vordringen. Es wird befürchtet, dass sich weitere Opfer im Innern der Fähre befinden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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