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"Was soll schon schiefgehen?" Oceangate-CEO witzelte vor "Titan"-Drama über Risiken

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2023 starben Oceangate-Gründer Stockton Rush und vier weitere "Titan"-Passagiere auf dem Weg zum Wrack der "Titanic".

2023 starben Oceangate-Gründer Stockton Rush und vier weitere "Titan"-Passagiere auf dem Weg zum Wrack der "Titanic".

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Im Juni 2023 implodiert das Tauchboot "Titan" auf dem Weg zum Wrack der "Titanic". Die fünfköpfige Besatzung kommt ums Leben, darunter auch der Chef der Betreiberfirma Oceangate. Stockton Rush witzelte erst wenige Monate zuvor über die vermeintliche Unzerstörbarkeit der "Titan", wie eine neue TV-Dokumentation nun aufdeckt.

Im Juni 2023 geht die Meldung der verschollenen "Titan" um die Welt. Nach tagelanger Suche stößt die US-Küstenwache dann auf die Trümmer des Tauchboots. Alle fünf Passagiere werden kurze Zeit später für tot erklärt. Unter ihnen befindet sich auch der CEO der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush, der sich erst wenige Monate zuvor über die vermeintliche Unzerstörbarkeit der "Titan" geäußert hatte.

Am 9. Februar, also gut vier Monate vor dem tragischen Unglück, spricht Rush in einer kanadischen Radiosendung über seine bevorstehende Reise zu dem Schiffswrack. Als es darum geht, wie neben ihm vier weitere Menschen in das winzige Tauchboot passen sollen, scherzt er: "Was soll schon schiefgehen?" Das geht laut der "New York Post" aus einem Audiomitschnitt hervor, der in der neuen britischen TV-Dokumentation "Minute by Minute: The Titan Sub Disaster" zu hören ist.

"Sicherstellen, dass das Ding nicht zusammenbricht"

Rush lobt in dem aufgezeichneten Radio-Interview die technische Ausstattung der "Titan" und versichert den Zuhörenden, dass sie dem immensen Wasserdruck des Atlantiks nicht nachgeben werde. "Das Schlüsselelement bei jedem Tauchboot ist der Druckbehälter, in dem man sich befindet. Man muss sicherstellen, dass das Ding nicht zusammenbricht", sagt Rush. "Wir haben also viel mit der NASA und Boeing und vielen anderen zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass es nicht zusammenbricht."

Trotz seiner Beteuerungen war Rush bereits zuvor in die Kritik geraten, weil er angeblich erhebliche Sicherheitsbedenken in Bezug auf sein Tauchboot und die touristischen Fahrten zur "Titanic" ignoriert hatte. In einer Reihe von E-Mails, die von der BBC eingesehen wurden, teilt der Oceangate-Berater Rob McCallum Rush mit, dass er das Leben seiner Kunden aufs Spiel setze, wenn er sein Tauchboot nicht von Dritten zertifizieren lasse. Viele Tiefseetauchexperten und Branchenvertreter hatten Rush ebenfalls gewarnt und ihn dringend gebeten, keine weiteren Missionen zur "Titanic" durchzuführen.

Rush wies die Warnungen jedoch zurück und bezeichnete sie als "unbegründetes Gezeter" und "persönliche Beleidigung". Dabei hatte er 2021 in einem Interview öffentlich zugegeben, beim Bau des verunglückten Tauchboots "einige Regeln umgangen" zu haben. "Ich habe Regeln gebrochen, um es zu bauen. Es gibt Regeln, dass man das mit der Kohlefaser und dem Titan so nicht macht. Nun, ich habe es getan", zitiert ihn der "Mirror".

Oceangate-Mitbegründer will zur Venus

Behörden untersuchen noch immer die bei den Bergungseinsätzen sichergestellten Beweise und die gegen Oceangate erhobenen Vorwürfe, bevor eine öffentliche Anhörung zu dem Vorfall stattfinden soll. Nach Rushs Tod erklärte Oceangate, man werde "alle Erkundungen und kommerziellen Aktivitäten" aussetzen und seine Website und seine Seiten in den sozialen Medien deaktivieren.

Etwa sechs Wochen nach dem Unglück kündigte der Oceangate-Mitbegründer Guillermo Söhnlein ein neues Projekt an. Bis 2050 will er Hunderte Menschen zur Venus bringen. Söhnlein möchte sich weder vom Tod seines ehemaligen Kollegen Rush noch von den Behördenermittlungen aufhalten lassen. Gegenüber dem "Business Insider" sagt er: "Vergessen Sie Oceangate. Vergesst Titan. Vergessen Sie Stockton. Die Menschheit könnte kurz vor einem großen Durchbruch stehen und diesen nicht nutzen, weil wir als Spezies abgeschaltet und in den Status Quo zurückgedrängt werden."

Quelle: ntv.de

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