Panorama

Hoher Krankenstand, leere Kassen Pflegeheime stecken in Corona-Krise fest

Der Krankenstand unter Pflegekräften und Pflegebedürftigen ist noch immer hoch.

Der Krankenstand unter Pflegekräften und Pflegebedürftigen ist noch immer hoch.

(Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild)

Zu Beginn der Corona-Pandemie herrscht große Sorge um Menschen, die in Pflegeeinrichtungen betreut werden. Inzwischen hat Corona für viele seinen Schrecken verloren. Doch in den Pflegeheimen ist noch lange nichts wieder normal, zeigt der aktuelle Pflegereport der Barmer Krankenkasse.

In vielen Alten- und Pflegeheimen herrschen wegen der Corona-Pandemie noch immer Ausnahmebedingungen. Im März 2022 fielen so viele Pflegefachkräfte wegen einer Covid-19-Erkrankung aus wie noch nie zuvor seit Pandemiebeginn. Das teilt die Barmer Krankenkasse in ihrem aktuellen Pflegereport mit. Mit 158 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen je 10.000 Pflegefachkräfte gab es im März 14 Mal so viele Ausfälle wie im Vorjahreszeitraum. Im Juli 2022 lag der Krankenstand mit 118 AU-Bescheinigungen pro 10.000 Fachkräften sogar 40 Mal höher als ein Jahr zuvor.

Von den jeweiligen Corona-Wellen sind demnach weiterhin auch Pflegebedürftige in deutschen Heimen stark betroffen. "Pflegeheime sind nach wie vor Corona-Hotspots. Hier finden sich besonders vulnerable Gruppen. Wir brauchen auch weiterhin ein Corona-Konzept mit Augenmaß, vor allem für besonders Schutzbedürftige", forderte Professor Dr. Christoph Straub, der Vorstandsvorsitzende der Barmer. Die strikte Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln bleibe weiterhin erforderlich.

Insbesondere zu Beginn der Pandemie seien die Einweisungen in Pflegeheime deutlich zurückgegangen. Die Anzahl der Menschen, die von der häuslichen Pflege in die stationäre Pflege wechselten, sank von jeweils über 25.000 im April der Jahre 2018 und 2019 auf rund 17.000 im Mai 2020. Erst im späteren Verlauf der Pandemie stieg die Zahl der Menschen, die von der häuslichen in die stationäre Pflege wechselten, wieder.

Für Entwarnung zu früh

"Zu Beginn der Pandemie sind auch deswegen weniger Menschen ins Pflegeheim gekommen, weil die Angehörigen Angst um deren Gesundheit hatten. Durch die Impfungen und das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln konnte das Corona-bedingte Sterberisiko aber deutlich gesenkt werden. Die Pflegeheime müssen aber für weitere Corona-Wellen gewappnet sein", sagt der Autor des Pflegereports, Prof. Dr. Heinz Rothgang vom SOCIUM - Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen. Zu Beginn der Pandemie waren 50 bis 60 Prozent der mit Covid-19-Toten Menschen, die zuvor stationär gepflegt wurden. Am Ende der vierten Welle, im Dezember 2021, waren es noch 30 Prozent.

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Die Pandemie hat dem Pflegereport zufolge auch massive Auswirkungen auf die Finanzierung durch die soziale Pflegeversicherung. In den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen habe es einerseits Mehrausgaben, etwa für Sachmittel sowie Personal gegeben, andererseits Mindereinnahmen, unter anderem durch nicht belegte Heimplätze.

Ein extremer Kostenfaktor seien die Ausgaben für Antigen-Tests ab Oktober 2020 gewesen. Unter dem Strich belaufen sich nach Angaben der Krankenkasse die Beträge für Pflege-Rettungsschirme, Antigen-Tests und die Corona-Pflegeprämie bis zum ersten Quartal 2022 auf mehr als neun Milliarden Euro. Trotz nachträglicher Steuerzuschüsse seien davon 6,4 Milliarden Euro zum Ende des ersten Quartals 2022 offengeblieben.

Quelle: ntv.de, sba

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