Panorama

Neuer Höchststand seit 2010 Polizei registriert deutliche Zunahme der Gewaltkriminalität

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Spurensicherung nach einem Messerangriff in Bielefeld: Nach einem Rückgang in den Corona-Jahren nimmt die Zahl der gemeldeten Delikte wieder zu.

Spurensicherung nach einem Messerangriff in Bielefeld: Nach einem Rückgang in den Corona-Jahren nimmt die Zahl der gemeldeten Delikte wieder zu.

(Foto: dpa)

Der Trend in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik setzt sich fort: Zwar gibt es im vergangenen Jahr insgesamt etwas weniger gemeldete Verbrechen. Im Bereich der Gewaltdelikte verzeichnen die Behörden jedoch einen erheblichen Anstieg.

Die Zahl der erfassten Gewalttaten ist der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2024 zufolge erneut gestiegen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser und BKA-Chef Holger Münch wollen den Bericht kommende Woche vorstellen, der "Spiegel" zitiert jedoch bereits daraus. Demnach zählte die Polizei im vergangenen Jahr rund 217.300 Taten, die sie der "Gewaltkriminalität" zurechnet - ein neuer Höchststand seit 2010. So stiegen laut dem Bericht etwa gefährliche und schwere Körperverletzungen in diesem Zeitraum um fast elf Prozent. Während der Coronapandemie hatte es zunächst einen Rückgang gegeben, seit 2022 nahmen entsprechende Delikte aber kontinuierlich zu.

Besonders deutlich war im vergangenen Jahr erneut der Anstieg der Gewaltkriminalität bei Minderjährigen, mit einer Zunahme der Verdächtigen um 11,3 Prozent bei Kindern und 3,8 Prozent bei Jugendlichen. Ein Grund könnte laut Kriminalstatistik der Anstieg psychischer Belastungen sein, der es mit "anderen ungünstigen Faktoren" wahrscheinlicher mache, dass jemand zum Täter werde, heißt es.

Auch die Zahl nicht deutscher Verdächtiger bei Gewalttaten hat mit 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erneut zugenommen. Das sei teilweise damit zu erklären, dass der Anteil von Ausländern an der Bevölkerung 2024 weiter gestiegen sei. Zudem seien Geflüchtete oft von Gewalterfahrungen und psychischen Belastungen betroffen. Diese "Risikofaktoren" erhöhten dem Bericht zufolge "die Wahrscheinlichkeit der Begehung von Straftaten".

Weniger Diebstähle, weniger Drogendelikte

Deutlich gestiegen ist mit einer Zunahme von 9,3 Prozent auch die Zahl der Vergewaltigungen, schweren sexuellen Übergriffe oder Nötigungen. Insgesamt hat die Polizei im Jahr 2024 hier 13.320 Straftaten erfasst. Eine Erklärung für den Anstieg der Sexualdelikte, so heißt es in dem Bericht, könnte eine Sensibilisierung für das Thema durch die #MeToo-Bewegung sein sowie eine damit verbundene größere Bereitschaft der Opfer, Anzeige zu erstatten.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2024 liefert auch Hinweise auf positive Entwicklungen: So ist die Zahl der Diebstähle zumindest leicht gesunken, auf insgesamt 1,94 Millionen registrierte Taten. Im Langzeitvergleich zeigt sich ein noch deutlicherer Rückgang: Demnach gab es im vergangenen Jahr ein Viertel weniger Fälle von schwerem Diebstahl als im Jahr 2010. Die erfasste "Straßenkriminalität" ist im selben Zeitraum um 18,7 Prozent gesunken.

Auffällig ist auch der deutliche Rückgang der Drogenkriminalität im Jahr 2024 um rund ein Drittel. Das liegt laut dem Bericht aber vor allem daran, dass die Ampelkoalition im vergangenen Frühjahr den Anbau und Besitz von Cannabis teils legalisiert hat. Die Gesetzesänderung ist auch der Grund, dass es insgesamt in der Kriminalstatistik einen leichten Rückgang der registrierten Fälle gab. Alles in allem zählte die Polizei im vergangenen Jahr 5.837.445 Straftaten, 1,7 Prozent weniger als 2023.

Quelle: ntv.de, jog

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