Zugriff in der Nacht beim Zocken Polizei schiebt Abdallah Abou-Chaker in den Libanon ab
05.11.2022, 06:59 Uhr
Jahrelang versuchen die Berliner Behörden Abdallah Abou-Chaker abzuschieben. Doch die Staatsangehörigkeit des mehrfach vorbestraften Mitglieds einer kriminellen Berliner Großfamilie ist ungeklärt. Dieses Problem scheint beseitigt, unter der Woche greift die Polizei zu.
Eine Größe aus dem Berliner Clan-Milieu ist in den Libanon abgeschoben worden. Wie der "Stern" berichtet, wurde Abdallah Abou-Chaker Donnerstagnacht in Berlin-Charlottenburg festgenommen und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen nach Beirut ausgeflogen. Dort soll er sich nach der Ankunft am Flughafen und einer Überprüfung durch die dortigen Behörden in Freiheit befinden.
Nach Angaben der "Bild"-Zeitung erfolgte der Zugriff um 0.15 Uhr vor einem Zocker-Café. Demnach griff die Polizei zu, als Abou-Chaker kurz vor die Tür ging. Von allen Seiten sollen mehrere Zivilfahrzeuge vorgefahren und schwer bewaffnete Polizisten ausgestiegen sein. Sie überwältigten den 40-Jährigen, zerrten ihn in ein Auto und rasten davon. "Nach 40 Sekunden war alles vorbei und die Autos waren wieder weg", zitiert die Zeitung einen Zeugen. Wenige Stunden später soll Abou-Chaker bereits im Libanon angekommen sein.
Abdallah Abou-Chaker verbrachte in Deutschland insgesamt zehn Jahre im Gefängnis, unter anderem wegen Drogenhandels, Körperverletzung, Zuhälterei und räuberischer Erpressung. Zuletzt saß er Anfang des Jahres wegen Vergewaltigungsvorwürfen und des Verdachts der Zwangsprostitution in Untersuchungshaft, kam aber bald wieder frei. Auf Instagram hat sich der 40-Jährige wiederholt mit teuren Autos, Luxusuhren und Goldschmuck präsentiert.
"Wir verstehen das nicht"
Die deutschen Behörden versuchten jahrelang vergeblich, Abou-Chaker abzuschieben. Obwohl Strafverfolger sicher waren, dass er aus dem Libanon stammt, galt seine Staatsangehörigkeit offiziell lange als "ungeklärt", der Libanon verweigerte daher eine Aufnahme. "Abdallah ist staatenloser Palästinenser und hatte gerade eine zweijährige Duldung bekommen. Wir verstehen das nicht", äußert der Abou-Chaker-Kreis in der "Bild"-Zeitung Unverständnis über die Abschiebung.
Die Polizei hat die Festnahme demnach am Freitag bestätigt. "In der vergangenen Nacht kam es in der Windscheidstraße in Charlottenburg zu einer zwangsweisen Durchsetzung einer Ausreiseverpflichtung", schreibt die Zeitung. Nach "Stern"-Informationen gehen Insider davon aus, dass nun möglicherweise auch zwei jüngere Brüder von Abdallah Abou-Chaker in den Libanon abgeschoben werden könnten. Die beiden wurden am 15. November 2021 vom Landgericht Berlin wegen Betrugs zu vier Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.
Quelle: ntv.de, chr