Missbrauchsfall in Lügde Polizist wegen Kinderpornografie vorbestraft
09.03.2019, 13:03 Uhr
Jahrelang werden auf einem Campingplatz in Lügde Dutzende Kinder sexuell missbraucht. Wichtige Beweise dafür verschwinden auf mysteriöse Weise. Nun weitet sich der Polizeiskandal aus: Der Sonderermittler deckt die zweifelhafte Vergangenheit eines Beamten auf.
Bei den internen Untersuchungen zum Polizeiskandal von Lügde ist einem Zeitungsbericht zufolge der Sonderermittler auf den Fall eines verurteilten Beamten gestoßen. Der Mann sei im Jahr 2011 wegen des Besitzes und Beschaffens von Kinderpornografie verurteilt worden, berichtete der "Kölner Stadt-Anzeiger" unter Berufung auf das nordrhein-westfälische Innenministerium.
Die zuständige Behörde habe seinerzeit bei Gericht die Entlassung des Beamten beantragt, die Richter hätten jedoch eine Degradierung für ausreichend gehalten. Der Polizist sei nicht in die aktuellen Ermittlungen eingebunden gewesen, hieß es weiter.
Wie die Zeitung berichtete, veranlasste Innenminister Herbert Reul von der CDU nach Bekanntwerden des Falls Lügde, dass alle Sexualdelikte festgestellt wurden, an denen Polizisten der Kreispolizei Lippe beteiligt waren. Dabei wurde ein weiterer Fall aus dem Jahr 2011 bekannt, bei dem ein Beamter in seinem privaten Badezimmer heimlich eine Videokamera installiert hatte. Zudem wurde ein Vorgang aus dem Jahr 2013 entdeckt, bei dem ein Tutor eine Kommissaranwärterin belästigt hatte.
155 sichergestellte Datenträger verschwunden
Nach Angaben des NRW-Innenministeriums wurde die Kreispolizeibehörde Lippe jetzt angewiesen, "beim aktuellen und künftigen Einsatz der Polizeibeamten ihre Vorgeschichte zwingend zu berücksichtigen".
Nach dem Missbrauchsskandal auf dem Campingplatz in Ostwestfalen waren in der Kreispolizeibehörde 155 sichergestellte Datenträger unter mysteriösen Umständen verschwunden. Reul hatte daraufhin einen Sonderermittler aus dem Landeskriminalamt nach Detmold entsandt, der aufklären soll, wie es dazu kommen konnte.
Die Missbrauchsserie von Lügde war am 30. Januar bekannt geworden. Auf dem dortigen Campingplatz sollen über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren mindestens 31 Kinder sexuell missbraucht worden sein. Die meisten waren zwischen vier und 13 Jahre alt. Es gibt insgesamt sieben Verdächtige.
Quelle: ntv.de, hny/AFP