Tatverdächtiger überwältigtPolizist wird für Einsatz in Toronto gelobt

Mitten am Tag rast in Toronto ein Lieferwagen in eine Menschenmenge. Zehn Menschen sterben. Der Tatverdächtige wird von einem Polizisten gestellt. Sein Chef lobt nun den Beamten für dessen Einsatz.
Nach der Festnahme des mutmaßlichen Todesfahrers von Toronto hat der Polizeichef der kanadischen Großstadt den verantwortlichen Polizisten für seinen Einsatz gelobt. "Durch sein Training hat der Polizist fantastische Arbeit geleistet", zitierte der US-Sender CNN Mark Saunders. Bei den Festgenommenen handelt es sich um den 25-Jährigen Alek Minassian. Er soll am Vortag mitten in einem belebten Geschäftsviertel Torontos einen Lieferwagen in eine Gruppe von Fußgängern gelenkt haben. Er handelte vermutlich allein. Er soll nun einem Haftrichter vorgeführt werden.
Zehn Menschen starben, 15 weitere wurden bei der Zickzackfahrt über Gehwege verletzt. Bei der Festnahme des mutmaßlichen Täters habe der Polizist die Lage schnell begriffen und so eine "friedliche Lösung" erreicht, sagte Polizeichef Saunders über den Polizisten, der den Fahrer überwältigt hatte. "Die Polizisten hier lernen, so wenig Gewalt wie möglich anzuwenden."
Im Internet kursierte ein Video eines Augenzeugen, in dem zu sehen ist, wie ein Mann vor einer völlig demolierten Motorhaube eines weißen Lieferwagens steht und mit einem Gegenstand in Richtung eines Polizisten zielt. Dabei gestikuliert er, als würde er schießen und ruft "Töte mich!" sowie "Schieß mir in den Kopf!". Mit gezückter Waffe nähert sich der Polizist langsam dem Angreifer und fordert ihn wiederholt auf, sich hinzulegen.
Schüsse fallen in der Aufnahme nicht. Berichten zufolge handelt es sich in dem Video um den mutmaßlichen Täter. Die Polizei bestätigte zunächst aber nicht, dass Minassian in dem Video zu sehen sei. Laut Polizeichef Saunders hatte der Angreifer keine Schusswaffe bei sich. Welchen Gegenstadt er bei seiner Festnahme in der Hand hielt, werde noch untersucht.
Vorfall kurz nach G7-Treffen
Zum Motiv sagte Saunders: "Diese Tat scheint eindeutig vorsätzlich gewesen zu sein." Der für die öffentliche Sicherheit zuständige Minister Ralph Goodale sagte, "auf der Grundlage aller verfügbaren Informationen" sei nicht davon auszugehen, dass eine Gefahr für die nationale Sicherheit bestehe. "Ein schrecklicher Tag in Toronto, sinnlose Gewalt mit vielen Opfern", hatte er zuvor bei Twitter geschrieben.
Der Vorfall ereignete sich kurz nach einem Treffen der G7-Außenminister in Toronto, an dem auch Bundesaußenminister Heiko Maas teilgenommen hatte, bevor er weiter nach New York reiste. Derzeit tagen in Toronto außerdem die Minister für öffentliche Sicherheit der sieben führenden Industrienationen.
Maas reagierte bestürzt auf den Vorfall. Dies sei ein "schreckliches Verbrechen", schrieb der SPD-Politiker bei Twitter. "Wir sind tief getroffen und stehen an der Seite unserer kanadischen Freunde", schrieb der Minister. "Unser ganzes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer." Auch das Weiße Haus in Washington zeigte sich in einer Erklärung bestürzt. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, derzeit auf Staatsbesuch in den USA, versicherte Kanada seine "tiefe Solidarität".
Sicherheitsminister Goodale sagte, er habe keine Hinweise, dass sich der Vorfall gegen das G7-Treffen gerichtet habe. Die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland sprach von einem "sehr traurigen Tag". Das G7-Treffen werde aber wie geplant fortgesetzt.
Zuletzt hatte es bei einer ähnlichen Amokfahrt im westfälischen Münster Anfang des Monats zwei Todesopfer gegeben. Das Attentat hatte keinen politischen Hintergrund. Die Vorgehensweise des Täters, der Suizid beging, erinnerte jedoch an islamistische Anschläge in den vergangenen Jahren: Islamisten hatten dabei in mehreren Großstädten Attacken mit Fahrzeugen verübt, darunter London, Paris, New York, Nizza und Berlin.