Misshandlungen auf Balkan-RoutePolizisten schikanieren Flüchtlinge

Sie fliehen vor Krieg und Armut nach Europa, doch auf ihrem Weg durch mehrere Balkanländer erleben sie offenbar brutale Misshandlungen. Flüchtlinge berichten von Schlägen, Schikanen, Raub und Elektroschocks durch Beamte.
Gewalt und Brutalität prägen die Erfahrung von Flüchtlingen auf der so genannten Balkan-Route. Ein von mehreren Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Berlin vorgelegter Bericht dokumentiert zahlreiche Flüchtlingsschicksale. Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Armut fliehen, wurden demnach geschlagen, ausgeraubt und unmenschlich behandelt.
Für den Bericht mit dem Titel "A dangerous 'game'" wurden 140 Menschen befragt, die in Serbien und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien Zuflucht suchten - darunter auch Kinder. Alle berichteten von Misshandlungen. In Ungarn sollen Polizisten Flüchtlinge demnach gezwungen haben, sich nackt auszuziehen und in den Schnee zu setzen, um dann mit kaltem Wasser übergossen zu werden.
In Bulgarien nahmen Polizisten einer Gruppe von Menschen sämtliche Wertsachen ab und brachten sie zurück über die Grenze. Ein aus Afghanistan stammender Mann berichtet, gemeinsam mit anderen Flüchtlingen drei Tage ohne Essen in einer käfigartigen Zelle eingesperrt und mit Elektroschocks misshandelt worden zu sein.
Grenzpolizisten in Kroatien zwangen Migranten, ihre Kleidung und Schuhe auszuziehen und über die Grenze zurück nach Serbien zu laufen. Dabei schlugen die Polizisten die Menschen mit Knüppeln.
Illegale Abschiebungen
In dem NGO-Bericht ist außerdem von zahlreichen illegalen Sammelausweisungen die Rede, bei denen den Schutz suchenden Menschen eine individuelle Prüfung ihres Falls verwehrt wird. Sie können weder einen Anwalt noch einen Übersetzer konsultieren und haben damit auch keine Möglichkeit, rechtlich dagegen vorzugehen. 2016 habe es beispielsweise 77 dokumentierte Vorfälle gegeben, bei denen insgesamt 1411 Menschen von Serbien nach Bulgarien abgeschoben wurden.
Die drei NGOs - Oxfam, das Belgrader Menschenrechtszentrum (BCHR) und der Mazedonische Verband junger Anwälte (MYLA) - fordern Serbien, Mazedonien, Kroatien, Ungarn und Bulgarien auf, menschenrechtliche Standards einzuhalten. Die EU müsse dafür Sorge tragen, dass völkerrechtliche und menschenrechtliche Verpflichtungen in Europa eingehalten werden.
EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte in jüngster Zeit die Grenzsicherung durch Mazedonien, Bulgarien und Slowenien ausdrücklich gelobt. Bulgarien nannte er das "beste Beispiel, wie unsere Grenzen zu schützen seien", und Mazedonien dankte er für seine Anstrengungen beim Schließen der Balkan-Route.