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25 Jahre nach der Bluttat Polizistin verhaftet Mörder ihres Vaters in Brasilien

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Die Tochter entschied sich, zur brasilianischen Polizei zu gehen, um den Mörder ihres Vaters aufzuspüren. (Symbolbild)

Die Tochter entschied sich, zur brasilianischen Polizei zu gehen, um den Mörder ihres Vaters aufzuspüren. (Symbolbild)

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Brasilianerin Gislayne Silva de Deus ist neun Jahre alt, als sie ihren Vater durch eine blutige Schießerei in einer Bar in Boa Vista verliert. Doch 1999 entkommt der Mörder ihres Vaters. Um Gerechtigkeit für ihren Vater zu finden, wird sie Polizistin und schafft das Undenkbare.

25 Jahre nach dem Mord an ihrem Vater Givaldo José Vicente de Deus hat die Polizistin Gislayne Silva de Deus den Mörder ihres Vaters in Brasilien gefasst. Doch wie konnte es dazu kommen, dass der Mörder so lange Zeit auf freiem Fuß blieb?

Am 16. Februar 1999 hatte sich Vater Givaldo José Vicente de Deus Medienberichten zufolge in einer Bar in der brasilianischen Stadt Boa Vista mit Raimundo Alves Gomes gestritten. Bei dem Streit ging es um 150 brasilianische Real, das entspricht rund 25 Euro, die ihr Vater Gomes schuldete.

Laut Odditycentral verließ Gomes für einige Minuten wütend die Bar und kam schließlich mit einer Waffe zurück. Demnach schoss Gomes dem Vater von fünf kleinen Kindern aus nächster Nähe in den Kopf. Metro.co.uk zufolge brachte der Schütze den Angeschossenen ins Krankenhaus, verschwand aber danach. Anderen Berichten zufolge floh Gomes vom Tatort. Vater de Deus starb an seinen Verletzungen. Gegen Gomes wurde ein Haftbefehl erlassen. Doch er wurde zunächst nicht gefasst.

Als ihr Vater 1999 starb, war seine Tochter, Gislayne Silva de Deus, neun Jahre alt. Als Älteste der fünf Geschwister musste sich Gislayne oft um ihre jüngeren Geschwister kümmern und ihrer Mutter bei der Hausarbeit helfen. "(Gomes) hinterließ eine zerrüttete Familie mit fünf Kindern", sagt Silva de Deus "Latin Times". In ihrer Kindheit und Jugend verfolgte die junge Frau der Gedanke, den Mörder ihres Vaters zu fassen.

Verurteilter auf freiem Fuß

Metro.co.uk zufolge wurde Gomes 2013 gefasst und vor Gericht gestellt. Er wurde wegen der Ermordung von Givaldo José Vicente de Deus zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt, durfte jedoch auf freiem Fuß bleiben. Nach einer Reihe von Berufungsverfahren tauchte Gomes 2016 schließlich unter.

Die Nachricht erschütterte die Familie de Deus zutiefst. In dieser Zeit studierte die Tochter des Mordopfers Gislayne Silva de Deus bereits Jura. "Wir haben uns daran gewöhnt, mit der Ungewissheit zu leben und uns immer zu fragen, ob wir ihn jemals ausfindig machen können", erzählte sie der brasilianischen Nachrichtenseite G1.

Einige Jahre arbeitete Gislayne Silva de Deus als Anwältin. Doch dann wechselte sie den Beruf. Am 19. Juli 2024 bestand sie laut Odditycentral die Prüfung zur Polizeibeamtin und wurde Ermittlerin der brasilianischen Staatspolizei. Gislayne Silva de Deus bat sofort um eine Stelle in der Mordkommission, was ihr die Möglichkeit gab, Gomes zu verfolgen. Ein Wettlauf gegen die Zeit, denn 20 Jahre nach der Verurteilung verjährt die Strafe laut brasilianischer Rechtssprechung.

Gerechtigkeit nach 25 Jahren

Nach Angaben der "Latin Times" konnte Gislayne Silva de Deus den Mörder ihres Vaters am 25. August 2024 nach 25 langen Jahren fassen: Ein Polizeiteam, zu dem Gislayne Silva de Deus gehörte, fand Gomes auf einer Farm in der südöstlichen Region Nova Cidade in der Nähe von Boa Vista und verhaftete ihn.

Die Mittdreißigerin sagte dem Mörder ihres Vaters auf der Polizeiwache, warum er gefasst worden war: "Ich sagte ihm, wer ich bin und dass ich für die Ausführung des Haftbefehls verantwortlich war", so Gislayne Silva de Deus zu Odditycentral. Nachdem ein brasilianisches Gericht seine Strafe erneut bestätigt hatte, hat Gomes die zwölfjährige Haftstrafe nun angetreten.

"Alle empfanden ein großes Gefühl des Friedens und der Gerechtigkeit", sagt sie über die Gefühle in ihrer Familie der "Latin Times". "Wir haben lange gewartet, und obwohl wir unsicher waren, haben wir es geschafft, diesen Moment zu erreichen. Ich weinte vor Erleichterung, denn nach so langer Zeit fühlte es sich an, als wäre mir eine große Last von den Schultern genommen worden."

Quelle: ntv.de, rwe

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