Panorama

Heftigster Sturm seit 90 Jahren Präfekt befürchtet Tausende Tote auf Mayotte

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Frankreich hat zusätzliche Soldaten und Rettungskräfte nach Mayotte entsandt.

Frankreich hat zusätzliche Soldaten und Rettungskräfte nach Mayotte entsandt.

(Foto: AP)

Der heftigste Wirbelsturm seit fast 100 Jahren hat die Inselgruppe Mayotte verwüstet. Die Zahl der Opfer im französischen Überseegebiet wird vielleicht nie genau ermittelt werden können. Viele Menschen haben nach Angaben der Präfektur "alles verloren".

Nach dem Zyklon "Chido" im Indischen Ozean werden auf dem französischen Überseegebiet Mayotte Hunderte, möglicherweise sogar Tausende Tote vermutet. "Ich denke, es werden sicherlich mehrere Hundert sein, vielleicht sogar mehrere Tausend", sagte Präfekt Francois-Xavier Bieuville im lokalen Medienkanal "Mayotte La 1ere". Nach Angaben des französischen Innenministeriums leben auf der Inselgruppe mehr als 100.000 Flüchtlinge ohne offizielle Papiere. Den örtlichen Behörden zufolge ist es schwierig, die genaue Zahl der Todesopfer nach dem Wirbelsturm zu ermitteln.

Der heftigste Sturm seit etwa einem Jahrhundert hatte auf der französischen Inselgruppe eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Nach Angaben von Meteo-France fegte der Zyklon Chido in der Nacht über Mayotte hinweg, das nördlich von Madagaskar liegt. Dabei seien Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometer pro Stunde gemessen worden. Dadurch seien unter anderem Behelfsunterkünfte, Regierungsgebäude und ein Krankenhaus beschädigt worden.

Sämtliche ärmliche Behausungen wurden laut Frankreichs Innenminister Retailleau von dem Wirbelsturm zerstört. Tausende Haushalte waren ohne Strom, auch mit der Wasserversorgung und dem Telefonnetz gab es Probleme. Straßen waren blockiert und einige Gebiete abgeschnitten. In der Inselhauptstadt Mamoudzou wurden laut Berichten auch das Krankenhaus und Schulen getroffen. Seit 90 Jahren habe Mayotte keinen solch zerstörerischen Zyklon mehr erlebt, teilte die Präfektur auf Facebook mit. "Viele von uns haben alles verloren."

Gesamtes Ausmaß noch unklar

Etwa 310.000 Menschen leben auf der Inselgruppe. Bislang gibt es lediglich erste Zahlen zu Opfern. Bieuville sagte, man wisse von 9 Toten und mehr als 250 Verletzten. Fünf Schwerverletzte seien den Behörden bekannt, die vermutlich nicht überleben würden. Französische Meteorologen und Behörden sprachen von mindestens elf Menschen, die ums Leben gekommen seien.

Bieuville stellte klar, dass die offiziellen Zahlen aus dem Krankenhaus stammten, aber nicht plausibel seien. Es dürfte Tote geben, die nicht gelistet seien, sagte Bieuville, denn Menschen auf Mayotte könnten ihre Verwandten nach muslimischer Tradition innerhalb von 24 Stunden beerdigen - ohne dass diese je auf Dokumenten der Kliniken auftauchten. Insofern könne es schwierig werden, das tatsächliche Ausmaß zu beziffern.

Frankreichs geschäftsführender Innenminister Bruno Retailleau hatte bereits kurz nach dem Sturm am Samstag angemerkt, es werde möglicherweise Tage brauchen, bis genaue Zahlen zu Todesopfern genannt werden könnten. Er wird im Tagesverlauf vor Ort erwartet. Präsident Emmanuel Macron sagte: "Ich möchte an unsere Mitbürger auf Mayotte denken, die in den vergangenen Stunden das Schlimmste erlebt haben, und von denen einige alles verloren haben, ihr Leben verloren haben."

Auch Mosambik betroffen

Mayotte liegt fast 8000 Kilometer von Paris entfernt. Der Lebensstandard ist deutlich geringer als im übrigen Frankreich. Die Insel hat seit Jahrzehnten mit Bandenkriminalität und sozialen Unruhen zu kämpfen. Die Spannungen wurden Anfang dieses Jahres durch eine Wasserknappheit verschärft.

"Chido" bahnte sich seinen Weg im Anschluss nach Mosambik auf dem afrikanischen Festland. Der Sturm erreichte dort eine Geschwindigkeit von bis zu 240 Kilometern pro Stunde. In der nördlichen Provinz Cabo Delgado zerstörte und beschädigte er nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, zahlreiche Häuser, Schulen und Gesundheitseinrichtungen.

Die Region sei "schwer betroffen", auch wenn der Umfang der Zerstörung noch unklar sei. Nach Angaben des mosambikanischen Zentrums für Katastrophenschutz sei in Cabo Delgado sowie der Nachbarprovinz Nampula das Stromnetz zusammengebrochen, was Rettungsarbeiten erschwere.

Quelle: ntv.de, mbo/mdi/rts/dpa

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