Nach Wut-Video aus Leichenhalle Präparatorin: "Ist ein bisschen aus dem Ruder gelaufen"
08.12.2021, 11:06 Uhr
Die Vereinnahmung ihres Videos durch die AfD nennt die junge Frau eine "Frechheit".
(Foto: Youtube)
Eine Mitarbeiterin der LMU in München lässt sich in einem Instagram-Video über Corona-Maßnahmen aus und wird dafür freigestellt. Von "Querdenkern" wird sie für ihre Aussagen gefeiert. Nun distanziert sie sich von der Szene. Bei ihrer grundsätzlichen Kritik bleibt sie jedoch.
Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München stellte vor wenigen Tagen eine Mitarbeiterin frei, nachdem sie auf Instagram ein Video geteilt hatte, in dem sie sich über Corona-Maßnahmen empörte. Nachdem es dafür große Aufmerksamkeit gegeben hatte, postete die Frau nun ein neues Video. In diesem sagt sie: "Das ist alles ein bisschen aus dem Ruder gelaufen, nicht so wie ich wollte."
Medien würden sich bei ihr, bei Freunden und ihrer Familie melden. Seit dem Wut-Video sei "eine unglaubliche Sache nach der anderen" passiert. So sei sogar die Polizei bei ihr gewesen, weil sie eine Zeugenaussage habe machen müssen. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, sei es dabei um den Aufruf zu einer Demonstration gegangen. In dem Video sagt die Frau, dass ihr Name ohne ihr Wissen verwendet worden sei und sie nie zu einer Demonstration aufgerufen habe.
Von sogenannten "Querdenkern" oder der AfD in Nordrhein-Westfalen, die zu Solidarität mit ihr aufgerufen hatte, will sie sich offenbar nicht vereinnahmen lassen. "Ich habe mit den Querdenkern nichts am Hut", sagte die Frau laut "Bild"-Zeitung. Die Aktion der AfD sei eine "Frechheit". Zudem distanzierte sich die Frau laut der Zeitung von Corona-Leugnern. "Corona ist echt. Corona ist gefährlich. Es steht außer Zweifel, dass das Coronavirus schwere Krankheitsverläufe verursachen und Langzeitschäden zur Folge haben kann, bis hin zum Tod." Gute Vorsorge und medizinische Versorgung seien deshalb wichtig. Die Corona-Politik allerdings habe keine Langzeitstrategie "und vernichtet Existenzen".
"Ich brauche kein Geld"
Zudem sollen Menschen Geld für sie gesammelt haben. "Ich brauche kein Geld", sagt die Frau, die Mitarbeiterin des pathologischen Instituts der Medizinischen Fakultät der LMU ist: "Noch bin ich im Angestelltenverhältnis. Ich bekomme mein Gehalt." Sie sei ihrem Job immer gerne nachgegangen. "Seit sieben Jahren mache ich den Beruf und ich mache ihn wahnsinnig gerne", erklärt die Präparatorin auf ihrem Instagram-Kanal. Sie würde sich freuen, wenn ihr Arbeitgeber das auch so sehen würde und sie weiter ihren Dienst zur Verfügung stellen dürfe.
In dem ersten Video, das die Frau in ihrer Instagram-Story postete, hatte die Mitarbeiterin in der Leichenhalle ihrem Ärger über die Corona-Politik Luft gemacht. Sie kritisierte, dass ungeimpfte medizinische Mitarbeiter jetzt selbst für einen PCR-Test zahlen müssten und gibt an, dass nur 3 der 22 Toten in den Leichenschränken, auf die sie Kamera hält, an Corona gestorben seien. "Wir haben den Notstand in Deutschland nicht wegen Corona, sondern wegen dem Fachkräftemangel", sagt die wütende Frau in dem Video beispielsweise, und dass der Corona-Impfstoff die Blutgerinnung anrege. "Wollen wir Kranken helfen? Oder wollen wir einfach nur alle dazu zwingen, sich impfen zu lassen?", fragt sie.
Uni stellt Mitarbeiterin frei und erteilt Hausverbot
Eine Blutgerinnungsstörung als mögliche Nebenwirkung ist bei den Vektor-Impfstoffen gegen Corona seit Längerem bekannt - sowohl laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) als auch laut EU-Arzneimittelbehörde (EMA) kommt diese Nebenwirkung aber "sehr selten" vor. Das Risiko, infolge einer Corona-Infektion an einer Thrombose zu erkranken, sei "stets höher" als das Risiko, infolge der Impfung eine Thrombose zu bekommen.
Die LMU distanzierte sich "aufs Schärfste von dem Inhalt des Videos". Nach Angaben der LMU sind sowohl PCR- als auch Schnelltests "für alle ungeimpften und geimpften Mitarbeitenden des LMU-Klinikums nach wie vor kostenfrei". Der Mitarbeiterin sei ein Hausverbot erteilt worden, außerdem wurde sie den Angaben zufolge mit sofortiger Wirkung freigestellt. "Eine fristlose Kündigung wird darüber hinaus auf den Weg gebracht."
An ihrer grundsätzlichen Kritik scheint die junge Frau nach wie vor festzuhalten, wie ein weiteres Video von Dienstagabend zeigt. Darin hinterfragt sie unter anderem die Kontaktbeschränkungen und Testregeln für Ungeimpfte an den Feiertagen.
Quelle: ntv.de, hek/dpa