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Therapeut erklärt Verliebtsein Mit dieser Formel kommt die Leidenschaft in Beziehungen zurück

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Gemeinsam durchs Leben zu gehen und sich dennoch nicht aus den Augen zu verlieren, ist für viele Paare eine schwierige Aufgabe.

Gemeinsam durchs Leben zu gehen und sich dennoch nicht aus den Augen zu verlieren, ist für viele Paare eine schwierige Aufgabe.

(Foto: dpa)

Selbst in den stärksten Beziehungen schleicht sich irgendwann die Alltagsroutine ein und der Partner oder die Partnerin wird weniger interessant. Psychotherapeut Wolfgang Krüger sieht aber Wege, eine Beziehung wiederzubeleben. Sein Ansatz dürfte viele überraschen.

Alte Liebe rostet nicht - zumindest der Volksmund glaubt daran. Doch Menschen, die lange in einer Beziehung mit einem Partner stecken, wissen, dass sich eine junge Liebe eben doch verändert. Hier und da ächzt sie mit der Zeit unter der Belastung des Alltags, verzieht sich im Kampf mit den ungeliebten Seiten des anderen und verliert an Glanz. Das passiert viel schneller als erwartet. "Spätestens nach einem Vierteljahr tritt eine Form von Desillusionierung ein, weil der andere nicht all die positiven Eigenschaften hat, die ich mir gewünscht habe", sagt Psychotherapeut Wolfgang Krüger im Gespräch mit ntv.de.

Laut einer Innofact-Befragung von 2024 sind rund 70 Prozent der Deutschen in einer Partnerschaft. Langzeitbeziehungen führen vor allem die 60- bis 69-Jährigen, mehr als die Hälfte von ihnen ist bereits seit 30 Jahren oder länger in derselben Partnerschaft. Mit der Zeit schleichen sich auch Leidenschaft und Erotik aus Beziehungen. In einer Studie der University of Kentucky von 2018 berichteten mehr als 33 Prozent der Befragten, dass sie sich mehr Zärtlichkeit und Nähe in ihrer Partnerschaft wünschen.

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Im Alltag kennen viele die Entwicklungen in Langzeitbeziehungen: Der Stress wird größer, die Anziehung kleiner. Die Scheidungsrate von Menschen in Langzeitbeziehungen steigt seit Jahren deutlich an. Mittlerweile fällt jede sechste Scheidung auf Langzeitehen zurück. Doch bevor es dazu kommt, können Paare versuchen, ihre Beziehung wiederzubeleben. Viele versuchen, ihre Unzufriedenheit durch Meckern am Gegenüber auszudrücken – doch das ist laut Psychotherapeut Krüger der falsche Weg.

Weniger am Partner arbeiten, mehr an sich

"Alle großen Probleme in Partnerschaften beginnen damit, dass ich viel zu sehr am anderen rumbastele und zu wenig am eigenen Leben", sagt Krüger. Paare versuchen dann in klärenden Gesprächen, die störenden Eigenschaften des anderen auszudiskutieren. Darunter leidet am Ende nur die Stimmung, der Effekt dieser Gespräche sei "überschätzt", so der Experte.

"Der Kern einer Partnerschaft besteht darin, dass ich möglichst eine gute Stimmung habe, die von einer tiefen Wertschätzung geprägt ist. Und das habe ich am meisten, wenn ich mit dem eigenen Leben zufrieden bin", erklärt Krüger. Dieses Lebensglück entsteht nach Meinung des Psychotherapeuten nicht durch möglichst viele Übereinstimmungen in Gesprächen, sondern durch das Erreichen eigener Ziele. "Das wird oft unterschätzt", sagt er. Denn diese Zufriedenheit macht uns zu besseren, ausgeglicheneren und humorvolleren Menschen – auch in Krisensituationen.

Doch wie gelingt das? Laut Krüger ist die Erklärung simpel: "Den Schwerpunkt sollte man im eigenen Leben behalten. Denn wenn ich mich selbst entwickle, bekommt die Partnerschaft häufig einen bestimmten Schwung, der wieder dazu führt, dass man sich fast ineinander verliebt."

Die Formel der Leidenschaft

Die Leidenschaft lasse sich mit einer Art Formel zurückgewinnen. Der Berliner Therapeut nennt sie eine "Reset-Taste" für die Liebe. Die Lebensumstände mögen sich durch Kinder und Alter verändert haben, "dennoch ist es so, dass ich eine Anmutung dessen, was am Anfang gewesen ist, jederzeit in einer Beziehung wieder produzieren kann." Auf die richtige Mischung aus Interesse, Nähe und Distanz komme es an. "Leidenschaft ist im Grunde ein bestimmtes Kräfteverhältnis, genau wie elektrischer Strom", sagt Krüger.

Wie sah mein Leben aus, als sich mein Partner oder meine Partnerin in mich verliebt hat? Über welche Dinge habe ich leidenschaftlich gesprochen? Was hat mich ausgemacht? Diese Fragen helfen laut Krüger dabei, das Interesse des anderen zu wecken. "In der Verliebtheitsphase habe ich nicht am anderen rumgewuselt, sondern ich habe geguckt, mich toll zu präsentieren."

Wer also aufhört, am Partner herumzumeckern und die Energie stattdessen in das eigene Leben steckt, wirkt wieder attraktiver. "Ich muss gucken, dass jeder so viel Eigenleben hat, dass man auf den anderen neugierig ist und gelegentlich Sehnsucht hat", erklärt der Psychotherapeut. Daraus ergebe sich im besten Fall wieder das Verliebtheitsgefühl der Anfangsphase.

"Anerkennung ist das Schmiermittel der Liebe"

Im nächsten Schritt kommt es auf die Wertschätzung an, die wir unserem Partner entgegenbringen. "Eines der großen Probleme von Partnerschaften ist, dass wir dem anderen am Anfang jeden Tag erzählen, dass er die große Entdeckung meines Lebens ist. Und im Laufe der Zeit werden wir immer schmallippiger", erklärt Krüger seine langjährigen Beobachtungen. "Dabei ist Anerkennung das Schmiermittel der Liebe."

Kleine Aufmerksamkeiten, Geschenke oder Gesten können helfen, die Anerkennung auszudrücken. "Sie werden merken, dass die Beziehung wieder richtig aufatmet", sagt Krüger.

Eine Einschränkung gibt es: "Es muss noch Liebesgut da sein und die beiden müssten grundsätzlich gut zusammenpassen", sagt Krüger. Paare können das mit dem Gefühl der ersten Monate überprüfen. Haben Sie sich aufeinander gefreut? Gab es eine erotische Spannung? Wer das bejahen kann, findet mit der scheinbar simplen Anleitung des Therapeuten hoffentlich zu altem Liebesglück zurück.

Quelle: ntv.de

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