"Brauchen flachere Strukturen" RBB-Journalisten fordern sofortigen Rücktritt der Führung
20.08.2022, 22:08 Uhr
Die RBB-Geschäftsführung hat vor allem im eigenen Haus Vertrauen verspielt.
(Foto: IMAGO/Schöning)
Es brodelt gewaltig im RBB. Nachdem die ARD-Intendanten der Geschäftsführung das Vertrauen entzogen haben, begehren auch die Mitarbeiter auf. Der Redaktionsausschuss des Senders verlangt von der Leitung, "unverzüglich" zurückzutreten.
Der Redaktionsausschuss des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) hat die Geschäftsleitung zum Rücktritt aufgefordert. Zuvor hatten die Intendantinnen und Intendanten der anderen ARD-Häuser von verloren gegangenem Vertrauen in der Aufarbeitung der Affäre um die abberufene Senderchefin Patricia Schlesinger gesprochen und sich von der Leitung rund um den geschäftsführenden Intendanten Hagen Brandstäter distanziert.
In einer Erklärung des Redaktionsausschusses, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag, hieß es nun: "Die RBB-Geschäftsleitung genießt kein Vertrauen mehr - weder in der ARD noch im eigenen Haus. Deshalb muss sie unverzüglich zurücktreten." Der Ausschuss schrieb zudem: "Auch wir als Vertretung der Journalistinnen und Journalisten im RBB vertrauen nicht mehr darauf, dass mit dieser Geschäftsführung eine lückenlose Aufklärung möglich ist."
Darüber hinaus erwarte man, dass nicht einfach die Stellvertreter oder die Hauptabteilungsleiter automatisch nachrücken. Weiter hieß es: "Denn alle, die in der Ära Schlesinger von Boni profitiert haben, haben auch dieses System mitgetragen. Wir brauchen andere, flachere und wirklich transparente Strukturen." Der Ausschuss verlangt, dass die Belegschaft in diesen Prozess einbezogen werde. "Nur wer das Vertrauen der Belegschaft genießt, kann glaubwürdig aufarbeiten und den Sender neu aufstellen."
"Mitarbeitern des RBB gilt unsere Solidarität"
Indes äußerte sich der Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Joachim Knuth, zum Vertrauensverlust der ARD in die RBB-Leitung. "Das fehlende Vertrauen gilt der geschäftsführenden Leitung des RBB, weil die mehrfach eingeforderte Transparenz nicht hergestellt wurde", sagte er und betonte zugleich: "Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des RBB gilt unsere Solidarität, sie sind und bleiben Teil der ARD-Familie und können sich unserer Unterstützung sicher sein." Nötig sei jetzt ein zügiger Prozess, aus dem der RBB als Ganzes gestärkt hervorgehe.
Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow hatte zuvor mitgeteilt: "Wir, die Intendantinnen und Intendanten der ARD, haben kein Vertrauen mehr, dass der geschäftsführenden Leitung des Senders die Aufarbeitung der diversen Vorfälle zügig genug gelingt." Nach dpa-Informationen soll mangelnde Aufklärung bei dem umstrittenen Bonus-System für Führungskräfte eine Rolle gespielt haben.
Der RBB ist wegen der Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Schlesinger und den zurückgetretenen Chefkontrolleur Wolf-Dieter Wolf in eine tiefe Krise gestürzt. Die 61-Jährige trat auf enormen Druck hin von dem ARD-Vorsitz und später auch von der RBB-Spitze zurück.
Quelle: ntv.de, chf/dpa