Boostern so schnell es geht RKI-Chef: Apotheken sollen auch impfen
17.11.2021, 20:29 Uhr
RKI-Chef Wieler plädiert angesichts der steigenden Infektionszahlen für die 2G-Regel.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Corona-Zahlen steigen rasant. RKI-Chef Wieler macht sich deshalb für niedrigschwellige Impf-Angebote wie in Apotheken stark, damit möglichst viele Menschen ihren Schutz auffrischen lassen. Auch das Gesundheitsministerium drängt auf ein höheres Impftempo.
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, will das Impf-Tempo durch Corona-Impfungen in Apotheken erhöhen. "Wir sind in einer Notlage, und in einer Notlage muss man bestimmte Dinge großzügig gestalten", sagte Wieler bei einer Online-Diskussionsveranstaltung mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer von der CDU. Auch das Bundesgesundheitsministerium drängt auf ein möglichst schnelles Vorgehen und geht davon aus, dass kurz vor Weihnachten auch die ersten Kinder zwischen fünf und elf Jahren geimpft werden können.
Er sei ganz klar dafür, so Wieler bei der Diskussionsrunde, dass unter anderem Apotheker impfen sollten. "Je schneller geimpft wird, desto besser." Es brauche jedes niedrigschwellige Angebot. "Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff." Zugleich plädierte Wieler für die 2G-Regel (geimpft und genesen). "Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, der Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen." Momentan laufe Deutschland auf eine "ernste Notlage" zu. "Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht handeln."
Für Impfverstärkungen ("Booster") stehen laut Bundesgesundheitsministerium ausreichend Impfstoffe zur Verfügung. Das Ministerium drängt ebenfalls auf schnellere Fortschritte bei den Verstärkungen bereits länger zurückliegender Impfungen. Gemeinsames Ziel sollten 20 bis 25 Millionen Auffrischimpfungen bis zum Ende des Jahres sein, heißt es in einem Bericht zu den Beratungen von Bund und Ländern, die am morgigen Donnerstag stattfinden. "Dafür müssen sich bundesweit durchschnittlich drei Millionen Menschen in den kommenden Wochen für eine Auffrischimpfung entscheiden." Zuerst berichtete das Nachrichtenportal "ThePioneer" darüber.
Corona-Apps sollen auf Impfung hinweisen
Neben dem individuellen Schutz zeigten internationale Daten besonders aus Israel den hohen Nutzen von Drittimpfungen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens. Denn sie führten zu einer niedrigeren Virenlast und damit geringeren Weiterverbreitung des Virus. "Gerade in der gegenwärtigen Phase ist das ein entscheidender Faktor."
Angesichts des stark steigenden Bedarfs solle in den kommenden Wochen zusätzlich zum Präparat von Biontech auch wieder vermehrt Impfstoff von Moderna dafür eingesetzt werden. Ab nächster Woche sollten zudem alle Personen sechs Monate nach der zweiten Impfung über die Corona-Warn-App und die CovPass-App über Nutzen und die Möglichkeit einer Auffrischung erinnert werden. Bisher gebe es dies schon bei den Über-70-Jährigen.
Kinder-Impfungen ab 20. Dezember geplant
Insgesamt steige die Zahl der täglichen Impfungen nach Wochen der sinkenden Nachfrage wieder. So seien in den vergangenen sieben Tagen so viele Erstimpfungen verabreicht worden wie seit sechs Wochen nicht mehr. "Booster" hätten bisher rund 4,3 Millionen Menschen bekommen. Ohne Impfschutz seien in Deutschland aktuell 24,8 Millionen Menschen. Darunter sind demnach 13,3 Millionen Erwachsene und 2,3 Millionen Kinder zwischen 12 und 17 Jahren sowie 9,2 Millionen Kinder unter 12 Jahren, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt.
Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass ein Impfstoff für Kinder zwischen fünf und elf Jahren wohl bis kurz vor Weihnachten verfügbar sein könnte. Eine mögliche Zulassung für diese Altersgruppe könne für den Impfstoff von Biontech noch im November erwartet werden, heißt es in dem Bericht. "Erstmalig verfügbar in Deutschland wird dieser Kinderimpfstoff vorbehaltlich der Zulassung voraussichtlich ab dem 20. Dezember 2021 sein."
Quelle: ntv.de, joh/dpa