Zylinder stammt aus Weltraum Rätsel um mysteriöses Objekt an Australiens Küste gelöst
19.07.2023, 15:20 Uhr Artikel anhören
Das zylinderförmige Objekt wurde am vergangenen Wochenende von Anwohnern am Strand gefunden.
(Foto: picture alliance/dpa/Australian Space Agency via AAP)
Ein kupferfarbener Zylinder in der Größe eines Kleinwagens wird an die Küste Australiens gespült - und stellt die Behörden vor ein Rätsel. Schnell kursieren Gerüchte über die Herkunft - sogar von Verbindungen zu einem verschwundenen Flugzeug ist die Rede. Nun gelingt Experten die Identifizierung.
Das Rätsel um den mysteriösen Zylinder, der an einen australischen Strand nahe Perth gespült wurde, ist gelöst. Das Objekt ist offenbar Teil einer Rakete, wie die australische Raumfahrtbehörde mitteilt. "Wir haben festgestellt, dass es sich bei dem Objekt höchstwahrscheinlich um ein Gehäuse eines Feststoffraketenmotors handelt", heißt es dazu auf Twitter.
Experten vermuten die ursprüngliche Heimat in Indien. Der Gegenstand stamme von einer indischen Rakete, die einen Satelliten gestartet habe, sagte Andrea Boyd, Ingenieurin bei der Europäischen Weltraumorganisation dem australischen Sender ABC. Die australische Raumfahrtbehörde hat dies noch nicht bestätigt. Man arbeite derzeit gemeinsam mit weltweiten Partnern an der Identifizierung des Raketentyps und seiner Herkunft, heißt es auf Twitter.
Auf Anfrage der indischen Nachrichtenagentur Press Trust of India bestätigte die indische Weltraumforschungsorganisation ISRO den Erhalt einer formellen Mitteilung der Australischen Weltraumbehörde. Weitere Angaben machte sie jedoch nicht. Indiens Raumfahrtchef, Sreedhara Somanath, bestätigte gegenüber der BBC lediglich, dass es sich um den Teil einer Rakete handele. Diese komme jedoch nicht zwangsläufig aus Indien. "Wir können nicht bestätigen, dass es von uns ist, solange wir es nicht analysiert haben", sagte Somanath.
Verbindung zu Indiens jüngster Mondmission?
Boyd und ihre Kollegen sind mit ihrer Analyse schon weiter. "Aufgrund der Form und Größe sind wir ziemlich sicher, dass es sich um die obere Stufe eines Triebwerks einer indischen Rakete handelt, die für verschiedene Missionen verwendet wird", erklärte die Expertin ABC. Der kupferfarbene Zylinder misst etwa 2,5 Meter mal drei Meter, hat also etwa die Größe eines Kleinwagens. Indien verwendet diesen Raketentyp laut dem Bericht seit den 1990er Jahren, er war bereits Teil von über 50 Missionen.
Schnell kam die Vermutung auf, das Objekt könnte von Indiens jüngster Mondmission am vergangenen Freitag stammen. Dies schließt Boyd jedoch aus. "Nach der Menge an Seepocken nach zu urteilen", könne der Zylinder nicht aus diesem Jahr stammen. Auch Bilder des Objekts zeigen einen deutlichen Befall mit Seepocken, was für einen längeren Aufenthalt im Meer spricht. Möglicherweise gehöre der Zylinder sogar zu einer 20 Jahre alten Rakete, sagte Boyd.
Das Triebwerk sei laut Boyd so konstruiert, dass es nach dem Start abfällt. Die Expertin geht davon aus, dass es im Indischen Ozean landete und durch die Strömungen an den australischen Strand gespült wurde.
Verantwortung liegt bei Eigentümer
Allerdings, sagte die Expertin, liegt es in der Verantwortung des Eigentümers, das Objekt sicher zu entsorgen. "Es gibt ein Büro der Vereinten Nationen für Weltraumangelegenheiten, und es gibt einen Weltraumvertrag, den alle unterschrieben haben und der besagt, dass derjenige, der etwas in den Weltraum schießt, bis zum Ende dafür verantwortlich ist." Die australische Weltraumbehörde betonte zuvor auf Twitter, sich für Nachhaltigkeit von Weltraumaktivitäten einzusetzen - "einschließlich der Eindämmung von Trümmern".
Das nun als Raketenteil identifizierte Objekt wurde am vergangenen Sonntag in der Nähe des Strandes von Green Head, etwa 250 Kilometer nördlich von Perth, entdeckt. Nachdem der Zylinder zunächst als gefährlich eingestuft wurde, gaben die Behörden schnell Entwarnung. Am Dienstagabend wurde das Objekt in Plastik gewickelt und in ein Lagerhaus gebracht.
Quelle: ntv.de, spl