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Brisante Attacke im Roten Meer Huthi-Geschoss trifft Chemikalientanker

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Nadelöhr der Weltwirtschaft: Blick auf das südliche Rote Meer mit dem Seegebiet, in dem der Tanker "Olympic Spirit" beschossen wurde (Satellitenaufnahme vom Tag des Vorfalls).

Nadelöhr der Weltwirtschaft: Blick auf das südliche Rote Meer mit dem Seegebiet, in dem der Tanker "Olympic Spirit" beschossen wurde (Satellitenaufnahme vom Tag des Vorfalls).

(Foto: © NASA Worldview)

Alarm im Roten Meer: Die Serie an Angriffen auf Handelsschiffe reißt nicht ab. Zuletzt gerät der Öl- und Chemikalientanker "Olympic Spirit" ins Kreuzfeuer. Die Huthi-Milizen feuern laut eigenen Angaben "elf ballistische Raketen und zwei Drohnen" auf den vermeintlichen US-Tanker ab.

Bei dem jüngsten Feuerüberfall vor der Küste des Jemen ist die Besatzung des unter liberianischer Flagge fahrenden Öl- und Chemikalientankers "Olympic Spirit" offenbar glimpflich davongekommen. Das rund 160 Meter lange und 26 Meter breite Schiff war am Vortag auf der Fahrt von Dschidda in Richtung Oman im südlichen Roten Meer ins Visier der Huthi-Milizen geraten.

Gegen fünf Uhr morgens habe der Kapitän den Einschlag eines "unbekannten Projektils" gemeldet, berichtete die britische Schifffahrtsbehörde UKMTO. Das Geschoss habe das Schiff auf der Steuerbordseite getroffen und beschädigt, hieß es. Es sei aber kein Feuer an Bord ausgebrochen. Die Crew blieb unverletzt, das Schiff setzte die Fahrt zunächst fort.

Wenig später schlugen allerdings weitere Geschosse "in unmittelbarer Umgebung" ein, wie es in einer aktualisierten Warnmeldung der britischen Behörde heißt. Berichten zufolge verfehlten diese Projektile das Schiff nur um rund 500 Meter.

Die "Olympic Spirit" befand sich zum fraglichen Zeitpunkt rund 70 Seemeilen (rund 130 Kilometer) südwestlich der jemenitischen Hafenstadt Hodeida. In direkter Luftlinie ist die von den jemenitischen Rebellen gehaltene Küste immerhin noch rund 100 Kilometer entfernt.

Die vom Iran unterstützte Rebellenorganisation der Huthi-Milizen bekannte sich zu dem Vorfall. Ein "amerikanischer Öltanker" sei "von elf ballistischen Raketen und zwei Drohnen angegriffen und direkt und schwer getroffen" worden, behauptete ein Huthi-Sprecher. Da in der Seeregion kein anderes Schiff Angriffe meldete, gehen Beobachter davon aus, dass die Miliz sich damit auf den Beschuss der "Olympic Spirit" bezieht.

Mehrere Hundert Seemeilen entfernt griffen die Huthi eigenen Angaben zufolge auch den Frachter "St. John" an. Der Eigner des Containerschiffs habe gegen ein "Verbot des Zugangs zu den Häfen des besetzten Palästinas durch die Gesellschaft, der das Schiff gehört", verstoßen, erklärte ein Huthi-Sprecher. Auch die "St. John" entging der Attacke offenbar ohne größere Schäden.

"Olympic Spirit" bis Juli unter deutscher Flagge

Bei der "St. John" handelt es sich um einen rund 172 Meter langen und 27 Meter breiten Frachter, der unter der Flagge Maltas von Mogadischu in Somalia in die Vereinigten Arabischen Emirate unterwegs war. Als Eigner wird in Schiffsdatenbanken wie MarineTraffic die Reederei Eastern Mediterranean Maritime mit Sitz in Griechenland angegeben. Der Tanker "Olympic Spirit" dagegen war bis vergangenen Juli noch unter dem Namen "Avalon" unter deutscher Flagge unterwegs. Der Tanker fährt mittlerweile jedoch ebenfalls im Auftrag eines griechischen Eigners.

Die Huthi-Miliz ist wie die libanesische Hisbollah Teil der vom Iran angeführten und gegen Israel gerichteten "Achse des Widerstands", der auch die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen angehört. Die Gruppe, die seit Jahren große Teile des Jemen kontrolliert, greift seit Monaten wiederholt Handelsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an, eigenen Angaben zufolge "aus Solidarität" mit den Palästinensern im Gazastreifen.

Die USA, Israel und Großbritannien haben als Reaktion bereits mehrfach Ziele im Jemen angegriffen. Bisher lassen sich die Huthis jedoch auch von konkreten militärischen Maßnahmen nicht von ihrem riskanten Vorgehen abhalten.

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Ende August trafen Raketen und Drohnengeschosse den Rohöltanker "Sounion", der daraufhin für mehrere Wochen brennend im Meer trieb, bevor er unter militärischem Schutz in sicheres Gewässer geschleppt werden konnte. Anfang Oktober veröffentlichten die Huthis Aufnahmen von einem Angriff auf den Öltanker "Cordelia Moon": Das Schiff wurde an der Backbordseite von einer Rakete getroffen und bei der Explosion des Sprengkopfs schwer beschädigt.

Der Beschuss von Öltankern könne schnell zu einer größeren Umweltkatastrophe führen, fürchten Beobachter. In diesem Fall wäre nicht nur der maritime Lebensraum im Roten Meer gefährdet, sondern womöglich auch die Lebensgrundlage von Fischern an der Küste des Jemen. Im Roten Meer ist eine eigens entsandte Marinemission unter deutscher Beteiligung aktiv, um den freien Schiffsverkehr militärisch zu schützen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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