Legendärer Kampfpilot "Geist von Kiew" offenbar abgeschossen
02.05.2022, 11:11 Uhr (aktualisiert)
Dieses Bild von Tarabalka ging um die Welt.
(Foto: Twitter/@KyivPost)
Zu Beginn des Ukraine-Krieges wird der "Geist von Kiew" legendär. Der Kampfpilot holt zahlreiche russische Flugzeuge vom Himmel, seine Identität bleibt aber ein Geheimnis. Nun wird bekannt, dass der Mann bereits Mitte März abgeschossen wurde. Und auch sein Name wird genannt.
Der mysteriöse ukrainische Kampfpilot, der als "Geist von Kiew" weltweit gefeiert wurde, ist offenbar abgeschossen worden. Das berichtet die britische "Times" unter Berufung auf nicht näher genannte ukrainische Quellen.
In dem Bericht wurde erstmals auch die Identität des Militärpiloten genannt. Demnach handelte es sich bei dem Kampfflieger um den 29-jährigen Major Stepan Tarabalka. Er sei am 13. März abgeschossen worden, als er gegen "überwältigende" feindliche Streitkräfte kämpfte. Bis zu diesem Zeitpunkt soll er 40 russische Flugzeuge abgeschossen haben.
Tarabalka wurde zu einer Legende, als die ukrainische Regierung am ersten Kriegstag dem damals noch anonymen Piloten den Abschuss von sechs russischen Jets zuschrieb. "Die Leute nennen ihn den Geist von Kiew. Und das zu Recht", heißt es in dem offiziellen Tweet. Er sei "bereits zu einem Albtraum für die Invasion russischer Flugzeuge geworden".
Der ukrainische Generalstab twitterte später ein weiteres Bild des Kampfpiloten im Cockpit seines MiG-29-Jets mit bedecktem Gesicht und der Überschrift: "Hallo, Besatzer, ich komme, um Deine Seele zu holen!" Viele Menschen stellten infrage, ob der "Geist" echt sei, weil seine Identität rätselhaft blieb.
Trauernde Familie
Offenbar wusste auch seine Familie nicht, dass es sich beim Geist von Kiew um Tabalka handelte. Der 29-Jährige hinterlässt seine Frau Olenia und den achtjährigen Sohn Yarik. Am 25. März hatte ein Reporter des US-Senders NPR mit Tarabalkas Eltern Nahtalia und Evon gesprochen. Zu diesem Zeitpunkt war der Tod des 29-Jährigen bestätigt, nicht aber, dass er der legendäre Pilot war.
"Wir wissen, dass er auf einer Mission geflogen ist. Und er erfüllte die Mission, seine Aufgabe. Dann kam er nicht zurück. Das sind alle Informationen, die wir haben", sagte sein Vater dem Reporter. Der Pilot stammte demnach aus dem Oblast Iwano-Frankiwsk, einer sehr religiösen Gegend in der Westukraine. Seine Eltern berichteten, dass er direkt neben einem Militärflugplatz im Dorf Korolivka aufwuchs und schon als Kind entschieden hatte, Kampfpilot zu werden. "Seit frühester Kindheit träumte er immer vom Himmel, davon, höher als die Wolken zu fliegen", berichtete seine Mutter.
Die Eltern arbeiteten einen Großteil des Jahres in Portugal, um Geld zu verdienen. Ihr Sohn habe sich weitgehend allein um seine Ausbildung an der Militärakademie kümmern müssen. "Er hat alles selbst gemacht. Ich habe nur mit Gebeten geholfen", so Nahtalia Tarabalka. Bei seinen Übungsflügen habe ihr Sohn mit seiner MiG-29 die Dörfer seiner Kindheit überflogen und kleine Flugkunststücke gemacht. "Und jeder im Dorf, jedes Haus und alle umliegenden Dörfer wussten, dass Stepan fliegt."
Die Familie konnte den Sohn nach eigenen Angaben nicht noch einmal sehen. Stepan Tarabalka wurde posthum die höchste Medaille der Ukraine für Tapferkeit im Kampf verliehen, der Orden des Goldenen Sterns, mit dem Titel Held der Ukraine, so seine Familie. Sein Vater sagte dazu, sie wünschten, ihr Sohn hätte die Ehrung nach dem Ende des Krieges erhalten. "Wir wünschten nur, er wäre noch am Leben."
Der "Times" zufolge sollen Trabalkas Helm und seine Schutzbrille in London versteigert werden. Damit war er in den Videos zu sehen, die ihn berühmt gemacht hatten.
(Dieser Artikel wurde am Samstag, 30. April 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, sba