Ohne umfangreiche Studien Russland lässt dritten Corona-Impfstoff zu
20.02.2021, 10:09 Uhr
Sputnik V wurde im vergangenen Jahr als erster Corona-Impfstoff für die breite Bevölkerung freigegeben.
(Foto: picture alliance/dpa/Sputnik)
Stolz verkündet die Regierung in Moskau, dass Russland nun das einzige Land ist, dass drei eigene Impfstoffe hat. Doch obwohl das erste Präparat bereits vor mehr als einem halben Jahr zugelassen wurde, läuft die Impfkampagne für die russische Bevölkerung nur schleppend.
Im Kampf gegen das Coronavirus hat Russland einen dritten Impfstoff freigegeben. Die ersten 120.000 Dosen des Vakzins KoviVac sollen bereits im nächsten Monat ausgeliefert werden, sagte Ministerpräsident Michail Mischustin. "Russland ist heute das einzige Land, das bereits drei Impfstoffe hat." Der Wirkstoff wurde am Tschumakow-Forschungszentrum für immunobiologische Präparate der Russischen Akademie der Wissenschaften entwickelt. Bis Jahresende sollen demnach 20 Millionen Dosen produziert werden. Umfangreiche klinische Studien liegen dazu aber noch nicht vor.
Russland hatte Mitte August vergangenen Jahres mit Sputnik V den weltweit ersten Corona-Impfstoff für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch wichtige Tests fehlten. Der Wirkstoff ist mittlerweile in rund 30 Ländern registriert. In Russland haben aber erst mehr als 2,2 Millionen Menschen mindestens eine von zwei notwendigen Injektionen bekommen. Das entspricht etwa 1,5 Prozent der Bevölkerung des riesigen Landes. Daran hatte es vielfach Kritik gegeben, zuletzt von der EU.
"Wir erhöhen ständig das Tempo der Impfstoffproduktion", sagte Mischustin. Es seien bereits mehr als zehn Millionen Dosen von Sputnik V hergestellt worden. Zudem lägen 80.000 Dosen des zweiten russischen Impfstoffes EpiVacCorona vor. Nach früheren Angaben soll der Wirkstoff im nächsten Monat in Russland zum Einsatz kommen.
Vizeregierungschefin Tatjana Golikowa zufolge wird Sputnik V an sieben Standorten hergestellt. Drei weitere seien in Vorbereitung. Sie forderte, dass noch mehr Menschen über 65 Jahre mit den Vakzinen vor einer Erkrankung geschützt werden sollten. Bislang hat sich auch der 68 Jahre alte Kremlchef Wladimir Putin noch nicht gegen Corona impfen lassen. Seit Jahresbeginn sinkt die Zahl der Neuinfektionen in Russland auf zuletzt rund 13.000 Fälle binnen eines Tages.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa