Panorama

Mehrfach vom Arzt gewarntSUV-Fahrer nach tödlichem Unfall angeklagt

25.03.2021, 16:30 Uhr
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Die Tragödie rief breite Anteilnahme hervor und entfachte eine Debatte um Verkehrssicherheit. (Foto: picture alliance/dpa)

Der Unfall sorgte bundesweit für Entsetzen: Wohl aufgrund eines epileptischen Anfalls verliert ein SUV-Fahrer in Berlin die Kontrolle über seinen Wagen. Vier Menschen sterben. Mehr als ein Jahr später wirft die Staatsanwaltschaft dem 44-Jährigen nun fahrlässige Tötung vor. Er soll nicht fahrtauglich gewesen sein.

Anderthalb Jahre nach dem schweren SUV-Unfall in Berlin mit vier Toten hat die Staatsanwaltschaft nach langwierigen Ermittlungen nun den 44 Jahre alten Fahrer des Wagens angeklagt. Das schwere Auto riss am 6. September 2019 mehrere Metallpoller aus dem Boden, rammte eine Ampel und überschlug sich mehrfach an der Kreuzung in der Innenstadt. Vier Fußgänger, die auf Grün warteten, starben.

Der Fahrer soll bei einem epileptischen Anfall ungebremst und mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde in die Gruppe gerast sein. Auch ein drei Jahre alter Junge kam dabei ums Leben. Dem 44-Jährigen wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Er sei gefahren, obwohl er wegen des bekannten Anfallleidens und einer nur kurz zurückliegenden Gehirnoperation dazu nicht in der Lage gewesen sei, teilte die Anklagebehörde weiter mit. Der Fahrer soll von seinem Neurologen mehrfach aufgefordert worden sein, sich bis auf Weiteres nicht ans Steuer zu setzen.

"Konstant voll beschleunigt"

Nach den Ermittlungen soll der SUV-Fahrer auf der Invalidenstraße zunächst auf die Gegenfahrbahn ausgeschert sein, vorbei an wartenden Fahrzeugen. Wegen des epileptischen Anfalls habe er "konstant voll beschleunigt", hieß es. Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft wurde davon ausgegangen, dass der Fahrer regelmäßig Medikamente nahm. Einen technischen Defekt an dem Fahrzeug hatte die Behörde ausgeschlossen.

Der Anwalt des Autofahrers wandte sich nach dem Unfall mit einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft und wies auf eine "akute gesundheitliche Notlage" seines Mandanten hin. Für die Ermittlungen war auch die Wohnung des Fahrers durchsucht worden, um Beweismittel zu sichern.

Anwohner hatten nach dem Unfall ihre Empörung und Besorgnis über die gefährliche Verkehrssituation in dem Bereich öffentlich gemacht. Nach einer Internet-Petition sagte der Senat schnelle Verbesserungen rund um die Unfallstelle zu. Eingeführt wurde dann in dem Abschnitt Tempo 30. Auch lange angekündigte, geschützte Radstreifen wurden in Angriff genommen.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

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