"Zwei müssen um Bett kämpfen" Sachsens Ärzte bereiten sich auf Triage vor
22.11.2021, 13:45 Uhr
Noch können die sächsischen Krankenhäuser alle Patienten behandeln. Doch schon in wenigen Tagen dürfte sich das ändern, schätzt die Landesärztekammer. Dann müssen Mediziner entscheiden, wem sie zuerst helfen. Besonders Ungeimpfte haben dann noch schlechtere Überlebenschancen.
Sachsen muss sich nach Angaben der Landesärztekammer auf eine Triage vorbereiten. Das bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen. Es stünden im Freistaat nur noch wenige Betten auf den Intensivstationen zur Verfügung, sagte der Präsident der Landesärztekammer, Erik Bodendieck, ntv. Wenn sich daran nichts ändere, müsse über eine Auswahl nachgedacht werden, wer behandelt werde und wer nicht.
"Für Sachsen gilt der Fall, es ist viertel nach zwölf" warnte Bodendieck. "Ich habe erst heute mit einem Chemnitzer Kollegen gesprochen, auch dort sind sie Betten in der Tat voll, und er meint, dass wir am Ende der Woche spätestens in die Situation hineinlaufen, dass wir entscheiden müssen: Welcher Patient kommt an ein Beatmungsgerät und welcher kann eben kein Beatmungsgerät bekommen."
Die Versorgungskapazitäten würden aber nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Deutschland immer knapper, doch eine präventive Triage, also das Freihalten von Betten, sei strafrechtlich sehr bedenklich. "Wenn ich mir die Diagonale anschaue, die durch Deutschland durchgeht, mit den Erkrankungszahlen, dann haben wir die Situation, dass wir quasi in zwei Dritteln ausgelastete Kapazitäten in Deutschland bekommen werden und in einem Drittel Deutschlands noch Verlegungen machen können. Aber diese Kapazitäten werden rasch am Ende sein", sagte Bodendieck weiter. Er hoffe, dass es anders komme als zurzeit prognostiziert. Sachsen sei in jedem Fall auf die Hilfe anderer Bundesländer angewiesen.
Im Deutschlandfunk betonte Bodendieck, er gehe davon aus, dass Sachsen in den nächsten Tagen so in die Belastung hineingehe, dass zwei Menschen um ein Bett "kämpfen müssen". Die Überlegung sei dann, wer die besseren Aussichten auf einen Erfolg der Behandlung habe. Ungeimpfte hätten im Fall einer sogenannten extrakorporalen Beatmung, die bei akutem Lungenversagen eingesetzt wird, "eine sehr schlechte Überlebenschance".
Quelle: ntv.de, chl/dpa