Nach Großbrand in Australien Scharfschützen erschießen 700 Koalas aus Helikoptern
30.04.2025, 09:23 Uhr Artikel anhören
Koalas stehen in Australien unter Naturschutz.
(Foto: picture alliance / imageBROKER)
Sie sind eins der wichtigsten Wahrzeichen Australiens: Koalas. Doch jetzt lässt die Regierung Hunderte der niedlichen Tiere erschießen - angeblich, um ihr Leid zu lindern. Denn nach einem verheerenden Buschbrand sind viele Koalas verletzt oder leiden an Hunger. Tierschützer kritisieren die Aktion stark.
Nach einem verheerenden Waldbrand im Budj-Bim-Nationalpark im australischen Bundesstaat Victoria haben die Behörden zu drastischen Maßnahmen gegriffen: Aus Helikoptern erschießen Scharfschützen seit Wochen Koalas in dem Gebiet. Berichten zufolge wurden mittlerweile 700 der Tiere getötet. In der Öffentlichkeit sorgt die Abschuss-Aktion für Entsetzen. Doch warum lässt die Regierung die eigentlich unter Naturschutz stehenden Koalas überhaupt erschießen?
Begründet wird die Maßnahme von offizieller Seite damit, dass Mitte März 20 Prozent des Nationalparks durch das Feuer zerstört wurden und viele Koalas verletzt seien oder an Hunger litten. "Aufgrund der direkten Auswirkungen des Feuers, des schlechten Gesundheitszustands vieler Tiere und ihrer geringen Überlebenschancen infolge der anhaltenden Dürre und des Nahrungsmangels nach dem Brand müssen viele Tiere erlöst werden", sagte James Todd, leitender Beamter für Biodiversität, dem "Guardian".
Der Abschuss aus dem Helikopter heraus sei notwendig gewesen, weil das Gelände schwer zugänglich sei. Tötungen aus der Luft werden routinemäßig zur Bekämpfung invasiver Arten wie Hirschen oder Wildschweinen eingesetzt. Allerdings ist es das erste Mal, dass Koalas auf diese Weise getötet wurden. Die Aktion geschah zudem unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Erst als Tierschützer Hinweise erhielten, wurde die Massen-Tötung bekannt.
"Eine nationale Schande"
"Verletzte und vertriebene Koalas wurden aus der Luft niedergeschossen - ohne Transparenz, ohne Rechenschaft, ohne Gnade", beklagte die Animal Justice Party, "das ist kein Tierschutz. Das ist kein Naturschutz. Das ist eine nationale Schande." Andere Tierschützer zweifeln daran, dass der Gesundheitszustand der Koalas aus der Distanz richtig beurteilt werden kann. Zudem sei nicht geprüft worden, ob man das Leid der Tiere hätte auf anderem Weg lindern können - zum Beispiel durch eine Versorgung mit Eukalyptusblättern.
Lisa Palma, Geschäftsführerin von Wildlife Victoria, spricht zwar von einer "tiefen Traurigkeit" angesichts der verheerenden Folgen der Brände für die Koalas im Budj-Bim-Nationalpark, stellt sich aber hinter das Vorgehen der Behörden. "Nationalparks sind die letzten Rückzugsorte unserer Wildtiere. Doch die zunehmende Wucht von Buschbränden und extremem Wetter bedroht Australiens einzigartige Arten wie den Koala massiv."
Palma erklärte, die traurige Realität sei, dass Buschbrände in der Regel großes Leid und erhebliche Verluste unter Wildtieren verursachten. In vielen Fällen sei die Euthanasie schwer verletzter Tiere die mitfühlendste Vorgehensweise.
Der Australian Koala Foundation zufolge gibt es wahrscheinlich höchstens noch 60.000 Koalas in freier Wildbahn. Ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu den Millionen Exemplaren, die Anfang des letzten Jahrhunderts noch Australien bevölkerten. Lange wurden die knuddeligen Tiere wegen ihres Fells gejagt, was mancherorts beinahe zu ihrer Ausrottung führte.
Quelle: ntv.de, hny