Schwierige Wetterbedingungen Schattenflotten-Tanker wird nach Osten geschleppt
11.01.2025, 05:16 Uhr Artikel anhören
Nach einem Stromausfall trieb die "Eventin" manövrierunfähig auf der Ostsee. Der Tanker hat 99.000 Tonnen Öl an Bord.
(Foto: dpa)
Der nördlich von Rügen havarierte Öltanker "Eventin" ändert seine Position. Falls doch noch etwas Unvorhergesehenes passiert, soll es mehr freies Seegebiet geben. Ein Sturm hatte die Sicherung des Schiffes erschwert.
Der manövrierunfähig in der Ostsee treibende Tanker "Eventin" aus der sogenannten russischen Schattenflotte bewegt sich derzeit in einem Verband mit drei Schleppern nach Osten. Wie das Havariekommando in Cuxhaven in der Nacht mitteilte, handelt es sich um eine Sicherheitsmaßnahme angesichts des Windes in dem Seegebiet. "Sollten unvorhergesehene Ereignisse eintreten, könnte die Möglichkeit bestehen, dass die manövrierunfähige 'Eventin' südwärts treibt", hieß es. Die neue Position sei sicherer, weil es mehr freien Seeraum im Süden des Schleppverbandes gebe.
Die neue Position befindet sich demnach nordöstlich vor dem berühmten Kap Arkona der Insel Rügen. Der Schleppverband aus der "Eventin" und den drei Schleppern "Bremen Fighter", "VB Luca" und "VB Bremen" werde für die rund 25 Kilometer lange Strecke dorthin voraussichtlich rund acht Stunden brauchen, erklärte das Havariekommando weiter. Außerdem verlege das Havariekommando den Notschlepper "Baltic" aus der westlichen Ostsee in die Nähe von Darßer Ort. Falls weitere Hilfe benötigt wird, kann das Schiff schnell eingreifen.
Derweil konnte ein Team von Notschlepp-Spezialisten den mit rund 99.000 Tonnen Öl beladenen Tanker wieder verlassen. Die vier Seeleute waren von einem Hubschrauber der Bundespolizei zuvor auf das zuvor rund 14 Kilometer nördlich von Rügen befindliche Schiff abgeseilt worden und hatten die Schleppverbindung zur "VB Bremen" hergestellt.
Besatzung kann an Bord bleiben
Die 274 Meter lange "Eventin" trieb laut Havariekommando seit der Nacht auf Freitag nach einem Stromausfall an Bord manövrierunfähig in der Ostsee nördlich von Rügen. Den Angaben nach herrschen derzeit Windstärken von fünf bis sechs Beaufort in dem Seegebiet, die Wellen sind etwa 2,5 Meter hoch. Eine Evakuierung der 24-köpfigen Besatzung ist nach den bisherigen Angaben nicht notwendig. Neben dem Notschlepper sind ein Mehrzweckschiff der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes sowie ein Einsatzschiff der Bundespolizei beim havarierten Tanker.
Der Tanker steht auf einer Liste 192 maroder Schiffe, mit denen Russland zur Umgehung von Sanktionen nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace Öl transportiert. Er war von Ust Luga in Russland nach Port Said in Ägypten unterwegs. Russland umgeht mit unter fremder Flagge fahrenden Tankern das als Folge seines Angriffs auf die Ukraine verhängte Öl-Embargo. Es handelt sich bei den Schiffen um alte und oft unversicherte Tanker. Im Dezember hatte die Europäische Union rund 50 Schiffe der Schattenflotte auf die Sanktionsliste gesetzt.
Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack sagte: "Jeden Tag fahren schrottreife Tanker von den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga Richtung Südwesten." Das jüngste Sanktionspaket der EU sei zwar ein wichtiger Schritt, reiche aber längst nicht, um die Ostsee zu schützen. Erst Mitte Oktober hatte es einen Zwischenfall mit einem Tanker vor Mecklenburg-Vorpommerns Küste gegeben. Das kleine Öltankschiff "Annika" brannte auf der Ostsee in Sichtweite der Küste.
Das Havariekommando ist für Unfälle auf der Nordsee und der Ostsee zuständig. Es wurde 2003 vom Bund sowie den Küstenländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Hamburg und Niedersachsen gegründet.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa