Viele Verletzte auf A94 Schleuser auf der Flucht - 7 Tote bei Verkehrsunfall in Bayern
13.10.2023, 11:28 Uhr Artikel anhören
In Bayern kommt es in der Nacht auf der Autobahn 94 zu einem schweren Verkehrsunfall mit sieben Toten und vielen Verletzten, darunter auch Kindern. Der Unfall ereignet sich auf Höhe der Anschlussstelle Waldkraiburg/Ampfing. Der Fahrer war vor der Polizei geflohen. Er war vermutlich ein Schleuser.
Beim Unfall eines mutmaßlichen Schleuserfahrzeugs auf der Autobahn 94 in Südostbayern sind sieben Menschen gestorben und mehrere schwer verletzt worden. Unter den Toten ist nach Polizeiangaben auch ein sechs Jahre altes Kind. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen eines möglichen Tötungsdelikts. Der Unfall ereignete sich gegen 3.15 Uhr auf Höhe der Anschlussstelle Waldkraiburg/Ampfing, wie die Polizei mitteilte. Die Autobahn in Fahrtrichtung München ist voll gesperrt.
Der mit 23 Personen völlig überfüllte Transporter kam beim Versuch, einer Kontrolle der Bundespolizei davonzufahren, von der Straße ab und überschlug sich, wie die Polizei mitteilte. Bei den Insassen habe es sich um Syrer und Türken gehandelt. Der Fahrer sei ein staatenloser Mann aus Österreich. Alle Insassen wurden verletzt, die Überlebenden kamen in umliegende Krankenhäuser. Weil der für neun Menschen ausgelegte Kleintransporter völlig überfüllt gewesen sei, hätten viele der Insassen gar nicht angeschnallt gewesen sein können, hieß es.
Das Auto war der Bundespolizei auf der A94 aufgefallen, teilte die zum Unfallhergang ermittelnde Landespolizei mit. Der Fahrer habe daraufhin stark beschleunigt und sich einer Kontrolle entzogen. Das Fahrzeug sei in Höhe der Anschlussstelle Ampfing/Waldkraiburg von der Fahrbahn abgekommen und habe sich überschlagen. Der Fahrer ist ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge wahrscheinlich nicht unter den Toten. Zahlreiche Rettungsdienste und die Feuerwehr sind im Einsatz, ebenso Rettungshubschrauber.
Der Unfallort ist rund 50 Kilometer von der Grenze zu Österreich entfernt. Seit Monaten steigt nach Informationen von Bundespolizei und bayerischer Grenzpolizei die Zahl der registrierten unerlaubten Einreisen. Die A94 gilt als typische Schleuserroute. Erst vor wenigen Tagen war ein mutmaßlicher Schleuser bei Burghausen mit vier Menschen im Auto vor der Bundespolizei geflohen und hatte dabei einen Unfall verursacht. Es gab zwei Schwerverletzte. Wo genau der am Freitag verunglückte Wagen mit österreichischem Kennzeichen die Grenze zu Deutschland passierte, war nach Polizeiangaben zunächst unklar.
Politik will Schleuserbanden bekämpfen
Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigte sich erschüttert. "Dieses furchtbare Ereignis zeigt, auf welch grausame und menschenverachtende Weise Schleuser das Leben von Menschen aufs Spiel setzen", sagte sie. "Wir müssen das grausame Geschäft der Schleuserbanden zerschlagen, die mit der Not von Menschen maximalen Profit machen und sie auf solch lebensbedrohliche Weise über Grenzen schmuggeln." Deutschland habe "überall an den Schleuserrouten an unseren Grenzen die Kräfte der Bundespolizei deutlich verstärkt".
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sprach von einer Tragödie und erneuerte seine Forderung nach stärkeren Grenzkontrollen. "Jedenfalls zeigt auch dieser Vorfall, wie wichtig es ist, die unmittelbaren Grenzkontrollen weiter zu verstärken, um Schleuser bereits an der Grenze aufzuhalten", sagte der CSU-Politiker. "Das menschenverachtende Verhalten des durch den Unfall verletzten Schleusers, der sich der Anhaltung durch die Bundespolizei entziehen wollte, nur um seine eigene Haut zu retten, macht fassungslos." Die bayerische Polizei führe "die Ermittlungen zum Unfallhergang mit Hochdruck und unterstützt auch die Bundespolizei bei den Ermittlungen zur zugrundeliegenden Schleusung und zu den Hintermännern".
Sein sächsischer Amtskollegen Armin Schuster hatte jüngst im Interview mit ntv.de vor einem derart folgenschweren Unfall gewarnt. "Das ist für mich nur eine Frage der Zeit", sagte der CDU-Politiker, zuvor Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, und nannte als Beispiel "Fahrzeuge, in denen die Dichtungen von innen rausgerissen wurden, weil die Insassen Luftnot haben. Ich gehe davon aus, dass bald etwas passiert."
Quelle: ntv.de, als/tsi/jwu/dpa/AFP