"Hilfe, wir sterben vor Kälte"Schnee erschwert Erdbeben-Hilfe in Italien

Erneut bebt nördlich von Rom die Erde - nicht so schwer wie im Herbst, dafür kommen Schneemassen hinzu. Die Rettungsarbeiten kommen nur schwer voran. Die Leiche eines ersten Opfers ist geborgen. Eine Lawine schließt ein ganzes Hotel ein - die Eingeschlossenen rufen per SMS um Hilfe.
Nach der neuen Erdbebenserie in Mittelitalien gehen die Rettungsarbeiten in der eingeschneiten Region weiter. Fünf Monate nach dem verheerenden Beben von Amatrice hatten gestern vier starke und zahlreiche schwächere Beben das bergige Gebiet heimgesucht. Schneemassen und Kälte erschwerten die Rettungsarbeiten. Einige Orte waren von der Außenwelt abgeschnitten, Tausende Haushalte ohne Strom. t
Einsatzkräfte bargen am Abend eine Leiche aus den Trümmern eines Hauses in der Gemeinde Castel Castagna in der Provinz Teramo. Zuvor hatte die Feuerwehr eine 30-Jährige und einen 17 Jahre alten Jungen gerettet, beide kamen mit Unterkühlungen ins Krankenhaus.
Der Zivilschutz nannte die Bedingungen für die Helfer angesichts der Temperaturen und des Schnees "extrem". In der Gemeinde Farindola in der Region Pescara verschüttete eine womöglich von den Erdstößen ausgelöste Lawine ein Hotel.
Erdstöße auch in Rom zu spüren
Italienische Medien berichteten von einem Hilferuf Eingeschlossener, der per SMS abgesetzt worden sei. "Hilfe, Hilfe, wir sterben vor Kälte", zitierten die Nachrichtenagentur Ansa und die Zeitung "La Repubblica" aus der Textnachricht. Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Bergrettung seien unterwegs zu dem Unglücksort, berichtete der Zivilschutz in der Nacht.
Binnen einer Stunde hatten drei schwere Erdstöße - alle mit einer Stärke über 5 - am Mittwochvormittag die Region um den bereits zerstörten Ort Amatrice erschüttert. Am Nachmittag folgte ein Beben der Stärke 5,1. Die Beben waren auch im 150 Kilometer entfernten Rom deutlich und lange zu spüren.
Weitere Beben zu erwarten
Die Zentren der Beben lagen laut Erdbebenwarte alle in rund zehn Kilometern Tiefe zwischen der Abruzzen-Stadt L'Aquila und der Stadt Rieti in der Region Latium und damit nahe der Stadt Amatrice. Die Gemeinde hatte bei einem verheerenden Beben am 24. August mit fast 300 Toten die meisten Opfer zu beklagen. Ganze Orte wurden damals zerstört. Im Oktober bebte es wieder. Zehntausende wurden obdachlos oder wohnen seitdem in Übergangsunterkünften.
Italien wird immer wieder von schweren Erdbeben heimgesucht. Grund dafür sind riesige Spannungen, die sich im Untergrund aufbauen. Nach den Erfahrungen der vergangenen 20 Jahre sei auch weiterhin mit Beben zu rechnen, sagte der Seismologe des Potsdamer Geoforschungszentrums, Birger-Gottfried Lühr.