Ein Hallo macht den Unterschied Schwedische Stadt hat Rezept gegen Einsamkeit
22.11.2023, 10:02 Uhr Artikel anhören
Diese idyllischen Momente gibt es in Luleå nur selten.
(Foto: IMAGO/imagebroker)
Nicht nur in Industrieländern verbreitet sich Einsamkeit wie eine Seuche. Die schwedische Stadt Luleå schlägt ihren Einwohnerinnen und Einwohnern nun eine ebenso niedrigschwellige wie wirksame Maßnahme dagegen vor.
Die schwedische Stadt Luleå mit rund 80.000 Einwohnern liegt so weit im Norden, dass die Menschen dort in den Wintermonaten nur sehr wenig Sonnenlicht bekommen. Weil die Durchschnittstemperatur zudem bei minus zehn Grad liegt, gibt es weniger Möglichkeiten, sich zufällig zu treffen. Das hat Auswirkungen auf die psychische Gesundheit vieler, die sich in ihren Wohnungen einigeln und wachsende Einsamkeitsgefühle beklagen.
In diesem Winter startete die Stadt eine Kampagne, um die Stimmung ihrer Einwohner und Einwohnerinnen zu heben. "Es gibt etwas, das wir alle tun können, um ein angenehmeres Luleå zu schaffen", schrieb die Stadt in den sozialen Medien. Tatsächlich wird etwas vorgeschlagen, dass sehr einfach erscheint, nämlich sich gegenseitig zu grüßen.
Die Kampagne "Säg hej", was sich mit "Sag Hallo" übersetzen lässt, begann am 31. Oktober und soll vier Wochen dauern. An diesem Tag ist nicht nur Halloween, sondern in Schweden auch "Tag des Nachbarn". Ein die Kampagne begleitender Film zeigt einen Mann, der an einer Frau auf einer Parkbank vorbeigeht und "hej" sagt. Die Frau reagiert darauf zunächst nicht, lächelt später. Später sagt die Frau zu einer alten Frau ebenfalls "hej". Auch die ältere Dame reagiert zunächst nicht, lächelt dann aber doch. Die Botschaft lautet: "Ihr Hallo kann einen Unterschied machen."
Einsamkeit erhöht Sterberisiko
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte Mitte November mit, dass sie mit Untersuchungen beginnt, wie Sozialkontakte als Beitrag zu guter Gesundheit gefördert werden können. Menschen ohne starke soziale Kontakte sind demnach einem höheren Risiko von Schlaganfällen, Angststörungen, Demenz, Depressionen und Suizid ausgesetzt. Das Risiko eines vorzeitigen Todes sei für einsame Menschen sogar so hoch wie oder höher als das Todesrisiko durch Tabakkonsum, Fettleibigkeit oder Luftverschmutzung.
Soziale Isolation sei nicht nur ein Phänomen unter Älteren in reichen Ländern, berichtete die WHO. Menschen aller Altersstufen in vielen Ländern litten darunter, wenig Kontakt mit Freunden und Verwandten zu haben. Unter Heranwachsenden seien nach Studien weltweit 5 bis 15 Prozent betroffen, unter den älteren Menschen ein Viertel. Diese Schätzungen seien vermutlich noch zu niedrig.
Die neue Kommission soll in den kommenden drei Jahren Pläne dazu entwickeln, wie in Ländern aller Einkommensstufen Sozialkontakte gefördert werden können. Sie soll auch den Einfluss guter Sozialbindungen auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Gesellschaften untersuchen.
Quelle: ntv.de, sba