Panorama

Katholische Kirche zahlte durchschnittlich 5000 EuroSechs Millionen Euro an Missbrauchsopfer

29.12.2013, 10:40 Uhr
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Seit vier Jahren beschäftigt der Missbrauchsskandal die katholische Kirche. (Foto: dpa)

Der Skandal um sexuellen Missbrauch durch Priester erschüttert vor vier Jahren die katholische Kirche. Nun zieht der Missbrauchsbeauftragte eine erste Bilanz. Er sieht die Aufarbeitung als nahezu "abgearbeitet" an.

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Stephan Ackermann, Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche. (Foto: picture alliance / dpa)

Knapp vier Jahre nach Enthüllung des Missbrauchsskandals hat die katholische Kirche schätzungsweise rund sechs Millionen Euro an die Opfer gezahlt. Rund 1300 Menschen stellten seit März 2011 bei der Koordinierungsstelle der Deutschen Bischofskonferenz einen Antrag auf Entschädigung. In den allermeisten Fällen habe die Expertenstelle eine Geldzahlung empfohlen, die über die jeweiligen Bistümer oder Orden erfolge, sagte ein DBK-Sprecher. Im Durchschnitt flossen rund 5000 Euro, wie eine Umfrage ergeben hat.

Als die katholische Kirche im März 2011 mit "materiellen Leistungen in Anerkennung des Leids der Opfer" begann, türmten sich zunächst die Anträge - nun ist die Antragsflut vorbei. "Die Zahl der Anträge ist massiv zurückgegangen", sagte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann. Dennoch: "Natürlich gibt es noch aktuelle Fälle. Das Problem bleibt." Aber es sei "kein Vergleich zu dem, was wir vor zwei, drei Jahren hatten."

2010 hatten Berichte über verschwiegene Fälle von sexuellen Missbrauch die katholische Kirche in Deutschland eingeholt. Die Übergriffe von Priestern und Geistlichen auf Kinder und Jugendliche lagen Jahrzehnte zurück - wurden dann aber erst aufgedeckt. Strafrechtlich blieben die Vorfälle meist folgenlos, weil die Taten verjährt waren. Die "Entschädigungszahlungen" waren Teil eines Pakets an Maßnahmen, mit dem die katholische Kirche reagierte. Offizielle Angaben über die Gesamtzahlungen sämtlicher Bistümer gibt es nicht.

Ackermann: Fast alles abgearbeitet

Die deutschen Bischöfe hatten Ackermann vor etwa vier Jahren mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals betraut. Er sehe fast alle seine Aufgaben als abgearbeitet an, sagte er: Es gebe eine Telefon-Hotline für Opfer, Entschädigungszahlungen, ein umfassendes Präventionskonzept und überarbeitete Leitlinien.

Nun stehe noch die wissenschaftliche Aufarbeitung des Skandals aus. Nachdem die Zusammenarbeit mit dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer Anfang 2013 gescheitert war, solle das Forschungsprojekt in einem zweiten Anlauf Anfang 2014 "unter Dach und Fach" sein, sagte Ackermann dazu.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

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