Panorama

Blutprobe aus dem Führerbunker"Sexuelle Störung": Doku will Hitlers DNA entschlüsselt haben

14.11.2025, 07:12 Uhr
Adolf-Hitler-speaks-on-radio-in-Berlin-circa-1934
Hitler im Jahr 1934. (Foto: picture alliance/United Archives)

Hatte Adolf Hitler einen Gendeffekt? Und einen Mikropenis? Eine britische Dokumentation legt das nahe. Die Forscher haben nach eigenen Angaben die DNA des Führers entziffert. Vieles bleibt jedoch Spekulation.

Auch über 80 Jahre nach seinem Tod ranken sich immer noch Mythen um den Gesundheits- und Geisteszustand des Diktators. Eine britische Dokumentation will nun das Erbgut Hitlers entschlüsselt haben. Allerdings bestehen Zweifel an Methode und Schlussfolgerung.

"Hitler hatte eine unentdeckte genetische sexuelle Störung", formulierte die Zeitung "The Times" in ihrer Berichterstattung über "Hitler's DNA: Blueprint of a Dictator". Der Film wird an diesem Samstag im Vereinigten Königreich ausgestrahlt. Beworben wird die Dokumentation mit: "Zum ersten Mal überhaupt identifizieren Experten Hitlers DNA. Was verraten seine Gene über Hitlers Herkunft und Abstammung, seine Neurologie und seine Triebe?"

Hinweise auf Kallmann-Syndrom

Den Berichten zufolge kommt das Forschungsteam der Doku zu der Analyse, in Hitlers Erbgut Hinweise auf das Kallmann-Syndrom entdeckt zu haben. Bei Menschen mit diesem Syndrom bleibt die Pubertät aus oder verläuft nicht vollständig. Bei Jungen entwickelt sich daher zum Beispiel nur wenig Körperbehaarung, der Stimmbruch kann ausbleiben. Auch die weiteren Geschlechtsmerkmale können sich nicht wie üblich bei Erwachsenen ausbilden.

Dazu passen ärztliche Akten aus Hitlers Haftzeit nach seinem missglückten Putschversuch 1923, die ihm einen sogenannten Hodenhochstand bescheinigten. Bis zu zehn Prozent der Betroffenen haben außerdem einen Mikropenis. Ob das auch auf Hitler zutraf, lässt sich heutzutage nicht mehr beantworten.

Auch Rückschlüsse auf die Persönlichkeit lassen sich kaum ziehen. "Einige der Erkenntnisse sind wissenschaftlich fundiert und werden zur historischen Debatte beitragen", schreibt die Zeitung "The Guardian". Schlussfolgerungen auf die Eigenarten Hitlers seien aber wissenschaftlich problematisch. "Die Genetik kann sein Handeln in keiner Weise entschuldigen", sagte die an der Dokumentation beteiligte Genetikerin Turi Emma King.

Probe aus dem Führerbunker

Die DNA-Analyse beruht den Angaben zufolge auf einer Blutprobe von einem Sofa, das US-Truppen nach Hitlers Tod (30. April 1945) und der deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg im Führerbunker gefunden hatten. Auf diesem soll sich Hitler mit einem Pistolenschuss umgebracht haben. Der Beweis, dass es das Blut des Diktators ist, soll bereits 2008 durch einen Vergleich mit der DNA eines Mannes mit gemeinsamen Vorfahren väterlicherseits erbracht worden sein.

Die DNA-Analyse habe außerdem gezeigt, dass Hitler - anders als mitunter vermutet - keine jüdischen Vorfahren gehabt habe. Zudem wird dem Diktator demnach ein hohes Risiko für eine bipolare Störung, Autismus und Schizophrenie bescheinigt. "Ob Hitler eine dieser Krankheiten hatte, wissen wir aus seiner DNA nicht", sagte King im Gespräch mit der "Zeit". Wissenschaftlich sind die Ergebnisse ohnehin mit Vorsicht zu genießen. Anders als üblich, wurden sie nicht in einem Peer-review-Verfahren von anderen Wissenschaftlern vor der Veröffentlichung geprüft.

Dennoch könnte die Forschung von den Erkenntnissen profitieren. "Forscher aus zahlreichen Disziplinen haben bislang versucht, Hitler zu deuten. Vieles davon war reine Spekulation, wenn auch durchaus plausibel", sagte der Historiker Thomas Weber t-online. "Wenn wir nun Hitlers Verhaltensweisen betrachten, die mit diesen Krankheitsbildern einhergehen, dann verstehen wir ihn wahrscheinlich ein bisschen besser."

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

DokumentarfilmAdolf HitlerNationalsozialismusDNA