Panorama

"Seit heute haben wir kein Haus mehr" Siebenjährige twittert aus Aleppo

Bana Alabed muss jeden Tag aufs Neue um ihr Leben fürchten. Seit zwei Monaten twittert das kleine Mädchen aus dem umkämpften Aleppo das Grauen der Bürgerkriegshölle in die Welt hinaus. Jetzt bangen ihre Follower um ihr Leben.

Seit zwei Monaten twittert Bana Alabed über ihren traurigen Alltag. Bana ist sieben Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter Fatemah und ihren zwei jüngeren Brüdern im syrischen Aleppo, das seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor fast sechs Jahren hart umkämpft ist.

Banas Kurznachrichten tragen das Grauen des Krieges in die Welt hinaus. Ob die Tweets wirklich aus Aleppo stammen, lässt sich nicht überprüfen, bedrückend sind sie aber allemal. Banas letzter Eintrag lautet: "Seit heute Nacht haben wir kein Haus mehr, es wurde zerbombt & ich wurde im Geröll verschüttet. Ich habe Leichen gesehen und bin fast gestorben."

Seit Mitte Juli ist Ost-Aleppo von Regierungstruppen umstellt und von Hilfslieferungen abgeschnitten. Es mangelt an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Fast alle Krankenhäuser wurden bombardiert, westliche Länder sprechen von "Kriegsverbrechen".  Mit dieser Zermürbungstaktik soll die Zivilbevölkerung dazu gebracht werden, sich gegen die Aufständischen zu wenden.

Aleppo ist die letzte große Stadt, in der die Opposition noch Gebiete kontrolliert. Ein Sieg der Armee von Machthaber Baschar al-Assad in der ehemals größten Stadt in Syrien wäre ein vernichtender Schlag für die Rebellen. Die Rebellengruppen würden zurückgedrängt und fänden sich nur noch in Idlib wieder, in der südlichen Stadt Daraa sowie in der Nähe von Damaskus, wo sie bereits ihre Hochburgen Daraja und Muadamijat al-Scham verloren.

Viele der rund 250.000 eingeschlossenen Zivilisten haben kaum eine Chance, sich in Sicherheit zu bringen. Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind rund 10.000 Menschen aus den Gebieten unter Rebellen-Kontrolle auf der Flucht. Rund 6000 von ihnen seien in einen von Kurden beherrschten Stadtteil geflohen. Der Rest sei in Viertel gezogen, die kürzlich vom Regime eingenommen wurden. Für das Assad-Regime gelten alle Bewohner im Ostteil Aleppos als Terroristen, egal ob es sich um Kinder, Ärzte oder auch Rebellen handelt. Immer wieder werden willkürlich Fassbomben und Granaten über Wohnvierteln abgeworfen – wie nun über Banas Haus.

Bana und ihre Familie haben die Bombennacht überlebt. Am Morgen twittert das Mädchen, dass sie sich jetzt "zwischen Leben und Tod" befinden. Der letzte Eintrag stammt von ihrer Mutter Fatemah, fünf Stunden später:

 

Quelle: ntv.de, dsi

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